Freitag, Mai 25, 2007

"Wir haben gedopt, weil es moeglich war."

So, oder so aehnlich, haben es heute auf einer Pressekonferenz die beiden deutschen Radprofis Rolf Aldag und Erik Zabel ausgedrueckt. Und so kurios dieser Spruch klingt, so trifft es auch den Nagel auf den Kopf. Vor allem in den 90er Jahren schien Doping im Radsport gang und gebe zu sein. Die populaerste Methode war EPO, das erst in den letzten Jahren nachweisbar wurde. Und da es eben nicht bzw. erst Jahre spaeter nachweisbar wurde, war durch die geringe Chance erwischt zu werden, auch das Verlangen nach Doping da. Um mit zu halten, musste man eben dopen.

Heute war das Doping Thema in der zdf-Talkshow Maybrit Illner und da war eben unter anderem auch Rolf Aldag zu Gast. Schnell ging es da nicht nur um das Doping im Radsport, sondern im Sport allgemeinen. Mir wurde nun erstmals bewusst, wieviel da im Argen liegt. Doping-Kontrollen finden zwar statt, doch die Chance erwischt laege laut Aldag bei 1:2000. Wo ist da bitte die Abschreckung?
Fuer alle Experten in nRunde scheint fest zu stehen, dass Doping im Hochleistungssport schon lange System ist. Mag wohl so sein. Vor allem im Radsport und im Gewichtheben ist wohl der dopingfreie Sportler die Ausnahme. Und ich neige dazu Frank Busemann (ehemaliger Silbermedaillengewinner bei olympischen Spielen im Zehnkampf und heutige Doping-Vertrauensperson des DSOB) zuzstimmen, dass es eben schon zu Beginn des Hochleistungssport systematisch losgeht. Zabels Aussage, nur eine Woche lang, EPO getestet zu haben, sei eher aussergewoehnlich, weshalb er der Aussage auch kaum Glauben schenken koenne. Wenn tatsaechlich das Doping so frueh beginnt und schon teilweise direkt nach der Juniorenzeit systematisch eingesetzt wird, klingt Zabels Aussage wirklich ein wenig unglaubwuerdig.

Im Grunde ist es der Sportler, der zum Doping greift und auch Aldag bestaetigte, dass die Hauptlast des Druckes, der auf einem Hochleistungssportler lastet, selbst erzeugter Druck ist. Von dem her, muss natuerlich der Hauptantrieb zur Einnahme von Doping von dem Sportler selbst kommen. Aldag beschrieb es in der Pressekonferenz ja sehr passend:
"Irgendwann 1994 hat Rolf Aldag bei einer großen Landesrundfahrt auf einem Rinnstein gesessen mit vier Mann, abgehängt und abgeschlagen und hat sich überlegt, was passiert hier eigentlich. Und dann bin ich für mich zu dem Entschluss gekommen (...), habe aktiv nachgefragt nach Doping-Produkten."
(Quelle: zdf)
Dennoch darf sich auch das Umfeld nicht ganz von der Schuld befreien. Dieter Gruschwitz, Sportchef des ZDF's sagte es treffend: "Wir alle haben uns doch im Ruhm der Sportler gesonnt."
Das ist ein Punkt, der in meinen Augen wohl eine - zwar untergeordnete , aber dennoch teilentscheidende - Rolle spielt. Denn man darf den oeffentlich erzeugten Druck, auch wenn er nur eine Teilerscheinung ist, nicht unterschaetzen. Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes wurde sogar indirekt kritisiert, im Vorfeld der olympischen Spiele, zuviele Medaillen von den Sportlern zu verlangen. Im Mittelpunkt solle die Teilnahme stehen.
Die Medien verlangen gute Ergebnisse, um die Einschaltquoten zu verbessern. Der Sponsor unterstuetzt die Sportler auch, um einen Profit herauszuschlagen. Natuerlich steht keiner der angesprochenen Personen eines Tages vor der Tuer und hat gefordert, der Sportler muesse nun dopen, aber ganz ohne Schuld sind diese Teilaspekte natuerlich auch nicht. Schliesslich verfolgen sie auch ihre eigenen Interessen.

Was also tun gegen Doping? Eine komplette Loesung gibt es natuerlich nicht. Vesper ruehmte sich mit den erreichten Errungenschaften, wie zum Beispiel die Errichtung des Doping-Vertrauenmanns Frank Busemann. Britta Bannenberg, Korruptionsexpertin und die Person, die Anzeige gegen Jan Ullrich vorgebracht hat, widersprach dieser Einrichtung sofort. Kein Doping-Suender wuerde sich bei Busemann melden, solange er zum Beispiel keine Immunitaet versprechen kann. Bannenberg plaedierte fuer staerkere Gesetze, die die Abschreckung verstaerken sollte.
Aldag forderte bessere Kontrollen, auch wenn die Kontrollen Fortschritte gemacht haetten. Diese wuerden aber in Deutschland alle nichts bringen, wenn nachher sieben Kasachen an der Spitze der Tour de France stehen wuerden, widersprach Gruschwitz. "Solange keine einheitliche internationale Loesung gefunden werden wird, wird sich auch nichts aendern." Aldag gab ihm daraufhin recht: "Wir brauchen keine gluecklichen Verlierer."

Das groesste Problem des Dopings ist aber, dass die Taeter immer einen Schritt voraus sind. Wie sollen Anti-Dopingjaeger gegen etwas vorgehen, von dem sie noch nicht einmal die Ahnung haben, dass es existiert? EPO konnte in den 90ern nicht nachgewiesen werden, heute kommt raus, wieviel Sportler mithilfe von EPO dopten. Die Zahl ist mehr als nur erschreckend. Ehrlich gesagt will ich nicht wissen, was 2010 raus kommt, wenn ploetzlich ganz neue Methoden nachgewiesen werden koennen.

Was haben wir aus dem Tag gelernt? Sportjournalisten haben natuerlich die Dollarzeichen in die Augen bekommen. Der Sport selbst, allen voran der Radsport, hat unglaublich gelitten, obwohl theoretisch nichts wirklich Neues herauskam. Was nuetzen zwei reuige Profisportler, wenn die Anti-Doping-Institutionen nichts ueber das System, das Netzwerk und die neuesten Methoden erfahren haben? Zabel und Aldag moegen nun ein reines Gewissen haben und mit Sicherheit war es schwer, ihre Tat zu gestehen, sowie es fuer uns alle schwer ist, eigene Fehler in der Oeffentlichkeit zu gestehen. Dafuer kann man ihnen zumindest ein wenig Respekt beimessen. Ob es nun aber Zufall oder doch Berechnung war, dass diese Taten erst nach Verjaehrung gestanden wurden, bleibt offen. Beide meinten, fuer diese Fehler einstehen zu wollen, doch Busemann hat es ziemlich gut ausgedrueckt: Mit dem Wissen, dass sie eventuell alle ihre Praemien zurueckzahlen muessten, haetten sie sich diese Aussage bestimmt zwei Mal ueberlegt.
Mich persoenlich hat der Tag nicht positiv oder negativ gestimmt. Der Radsport war bei mir eh schon tot. Nur die Gewissheit, dass eben im gesamten Sportbereich (nach Aussage der Experten bei Illner sogar im Breiten- bzw. Seniorensport) der Virus "Doping" grassiert, macht mich aergerlich und nimmt mir doch ein wenig den Spass am Sport. Ob die Doping-Verantwortlichen das so bezwecken, wage ich ernsthaft zu bezweifeln.

(Music: Interpol - A Time To Be So Small)

Blubb!
Chris

Montag, Mai 21, 2007

Unsere weltlichen Freuden - oder so aehnlich

Eigentlich heisst ja das Album "Our Earthly Pleasures" und ist das beste Album seit Maximo Parks Erstlingswerk "A Certain Trigger" aus dem Jahre 2005. Mindestens, eigentlich sogar besser...
Kein Wunder also, dass es das neue Album von eben diesen Jungs ist.

Und um es vorwegzunehmen, es ist ein Erlebnis in zwoelf Akten!

Akt 1: Girls Who Plays Guitars
Ein einfacher Gitarrenriff, ein bisschen Keyboard, die charismatische Stimme eines Paul Smiths reichen lange aus, um ein Lied mit soviel Spass und Party zu verbreiten.

Akt 2: Our Velocity
Schon als Single-Auskopplung bekannt und vor allem durch sein tolles Video bekannt, in dem die Band sich selbst immer wieder verdoppelnd total auf das Lied abgeht. Wer glaubt, die uebertreiben, sollte sie mal live sehen. Vor allem den Keyboarder.

Akt 3: Books From Boxes
Es scheint nun ein wenig ruhiger zu werden. Aber das kann Maximo Park nicht wirklich. Selbst die ruhigeren Sachen werden dank ihrer speziellen Rhythmen immer auch Partysongs. Trotzdem haette so ein Lied auf dem schweisstreibenden ersten Album aufgrund seiner Ruhe keinen Platz gefunden. Ich koennte trotzdem darauf tanzen.

Akt 4: Russian Literature
Ein toller Keyboard-Sound macht dieses Lied auch wieder zu einem Kracher. Ich kann mir die Jungs live richtig vorstellen, wie sie sich total verausgaben auf der Buehne.
Sie klingen einfach toll, haben ihren unverwechselbaren Stil und kopieren sich doch nicht selbst. Ganz einfache Melodien, keine komplizierten Strukturen, sondern geradeaus. Mit nur einem Ziel: Spass machen. Das funktioniert bei den Jungs. Bisher bei jedem Lied wippe ich konzentriert im Takt mit dem Kopf mit.

Akt 5: Karaoke Plays
Auch hier schafft es Paul Smith mit seiner Stimme wieder, mich total zu vereinnahmen. Und dieses Mal ist es nicht nur sein britischer Akzent, sondern dieser Refrain zum Niederknien. Das absolute Highlight der CD - eben durch diesen Refrain. Der ist einfach der Wahnsinn. Der absolute Wahnsinn. Ich drehe durch! Das erste Lied, das nicht unbedingt zum Tanzen anregt, aber dieser Refrain... okay, ich schwaerme zuviel...

Akt 6: Your Urge
Oha, das beginnt nicht unbedingt typisch Maximo Park. Macht aber nichts, ein Ausrutscher darf drin sein. Irgendjemand hat in seiner Kritik mal geschrieben, das andauernde Klavier und der swingende Bass erinnern an The Arcade Fire. Da bin ich nicht bewandert genug, um es beurteilen zu koennen. Wollte das nur irgendwo unterbringen...

Akt 7: The Unshockable
Das zweite Highlight. Woher nehmen die Jungs nur dieses Gefuehl fuer neue Melodien her, die dann sich auch so schnell im Ohr festsetzen und die man nicht mehr rauslassen will. Wieder ein toller Refrain. Das zweite Highlight.

Akt 8: By The Monument
Auf diesem Album klingt das Keyboard nicht mehr so unbedingt nach Keyboard, wie man es von Maximo Park ansonsten gewohnt ist. Viel oefter klingt der viel sanftere Piano-Sound durch. Das macht die Lieder neben dieser E-Gitarre ausgeglichener, nicht so hektisch. Der Sound wird engaenglicher und es ist trotzdem schmissig und poppig. Hier bei diesem Lied merkt man es wie noch nicht zuvor.

Akt 9: Nosebleed
Ein Stueck, das vom Sound her perfekt auf das erste Album gepasst haette. Macht nichts, ich sagte, sie blieben ihrem Stil treu und deshalb passt das Ding auch hier drauf. Ein ruhiges Stueck, das wohl ausdruecken soll, dass Maximo Park auch gefuehlvoll kann. Passt!

Akt 10: A Fortnight's Time
Ja, ein toller rhythmischer Gitarrenriff, perfekt untermalt durch das Keyboard, das im Refrain wieder in den Piano-Sound einfaellt. Und genau dieser Wechsel des Sounds des Keyboards macht den Reiz des Liedes aus.

Akt 11: Sandblastes And Set Free
Wie so oft, beginnt auch dieses Lied relativ langsam (fuer Maximo Park im Schneckentempo). Ungewohnt sind die Streicher zu Beginn. Nicht mehr so ungewohnt fuer dieses Album diese unglaublichen Refrains. Gefuehlvoll vorgetragenes Stueck. Eine Maximo Park'sche Ballade.

Akt 12: Parisian Skies
Begann das Album schnell und wild, so endet es nun mit den letzten zwei Songs gefuehlvoll - natuerlich auf der Maximo Park'schen Skala. Aber dieses Lied zeigt durch seine Souveraenitaet nochmal das alles, was die Jungs auf diesem Album richtig gemacht haben. Sie setzen ihre Instrumente optimal ein, das es sich harmonisch und einfach schoen anhoert. Und dann haben sie eben noch dieses Gespuer fuer diese Refrains. Zum Dahinschmelzen...

Album des Jahres! Jetzt schon! Wer sollte DIE noch vom Thron stossen. Es kommen ja nur noch Jimmy Eat World, die Pixies, Thrice oder Panic! At The Disco dieses Jahr. Aber selbst die muessen alle ranklotzen, um an dieses Album ran zu kommen...

KAUFEN! JETZT! nicht nachher...

So, ich hoere jetzt nochmal Karaoke Plays! Und dann nochmal, bevor ich es wieder hoere...

Blubb!
Chris

Sonntag, Mai 13, 2007

Hoffnung - Refugium der Narren

Dieses kurze Ding hier hab ich auch mal als so ne Art Kurzgeschichte geschrieben. Wenn ich mich recht erinnere, schon relativ lange her. Aber eigentlich gefaellt sie mir relativ gut, so dass ich manche Stellen auch mal an anderer Stelle untergebracht habe. Denn eigentlich hatte ich nie gerechnet, sie wirklich irgendwo zu veroeffentlichen. Meiner Meinung waere es schade drum. Keine Angst, ist wieder relativ kurz...

Kennt ihr diese eine Hoffnung? Diese eine bestimmte Hoffnung, in dessen Erfüllung man alles hineinlegen würde? Eine Hoffnung, die zu einer Zukunft werden soll, und man deshalb alles dafür geben würde? Diese beschissene Hoffnung, die schon fast zum Lebensinhalt wird? Eine Hoffnung, die sich unbarmherzig in den Vordergrund drängt, dass man damit beginnt, sie vergessen zu wollen? Eine Hoffnung, die man dann beginnt zu hassen, weil sie nur noch im Hirn rumspukt? Und um so stärker man diese Hoffnung dann hasst, umso stärker setzt sie sich fest? Die Hoffnung, die sich im Hirn so festgesetzt hat, dass es einen operativen Eingriff benötigt, um sie zu entfernen? Kennt ihr diese Hoffnung?
Und dann: Eines Tages, es ist nur ein kleiner beiläufiger Satz, eine kleine Bemerkung, die nur gut gemeint ist, es ist eine wirkliche Kleinigkeit, die plötzlich diese Hoffnung komplett zerstört - oder zumindest auf den Kopf stellt. An was soll man dann noch glauben, wenn sich dein Leben, an einer kleinen Hoffnung aufzieht, die sich nicht bewahrheitet? Was ist das Leben wert, wenn es sich auf etwas aufbaut, was durch diesen kleinen, beiläufigen Satz, durch diese kleine, nur gut gemeinte Bemerkung, durch diese Kleinigkeit total zerstören lässt?
Ist dann nicht die Hoffnung das Refugium der Narren? Hoffnung ist eben doch der letzte Zufluchtsort für die, die es nicht besser wissen können und nicht besser wissen wollen. Eine kleine Stätte, die die harte Realität ausblendet. Ein kleiner Schrein, der das, was dir bewusst ist, doch nur surreal und ungreifbar erscheinen lässt. Und die Surrealität, das Ungreifbare macht dich plötzlich aus. Du setzt dein Vertrauen genau in diese Surrealität.

Die Gedanken sind nicht greifbar, schwimmen weit über deinem Kopf und wenn du sie wieder einfangen willst, entgleiten sie dir. Denn Gedanken sind glitschig und das macht sie genauso wenig greifbar wie deine Hoffnung. Und deshalb fühlst du diesen Schalter in deinem Genick, der sich nicht mehr in Neutralstellung bringen lässt, weil er einen Wackelkontakt hat. Denn eigentlich kannst du dadurch deine Gefühle steuern, du bist der Herr über dich selbst. Du bist der Meister über deine Gedanken und über deine Gefühle. Über deine Hoffnungen und Wünsche.
Nur zurzeit spielt der Schalter verrückt. Wenn du ihn einstellen oder justieren willst, macht er was er will und genau das Gegenteil von dem, was du willst. Er springt zwischen den Einstellungen. Und so kontrolliert er dich - und nicht du ihn, wie es sein sollte. Der Schalter ist dein HAL 9000. In dem Bestreben alles richtig für dich zu machen, gibt es nur Chaos - in deinem Hirn und deinem Herzen...

Die Hoffnung hat sich nicht erfüllt, wurde nicht wahr - obwohl ich gehofft hatte, obwohl ich dafür gearbeitet hatte, obwohl ich es erwünscht hatte, obwohl ich viel Schmerz ertragen hatte, obwohl ich immer noch alles dafür geben würde, obwohl ich weiß, dass es die Hoffnung nicht wert gewesen ist, obwohl ich es vielleicht nicht verdient hätte, obwohl sie es nicht verdient hatte... Doch es gab eben diese Kleinigkeit, die alles wieder zerstört, die das Unmögliche nicht möglich gemacht hat und die meine Hoffnung zu einem unerfüllten Wunsch werden ließ. Einer von vielen… verdrängten…

Keine Angst, die Tränen trocknen wieder...

(Musik: Dashboard Confessional - Several Ways To Die Tryin)

Chris

Mittwoch, Mai 09, 2007

La Laberinto del fauno (Pan's Labyrinth)

Achtung, in diesem Beitrag sind einige Spoiler zu finden. Vor allem das Ende werde ich eingehend betrachten. Solltet ihr den Film also noch nicht gesehen haben, aber ihn noch sehen wollen, empfehle ich dringendst, diesen Beitrag NICHT zu lesen!

In Pan's Labyrinth geht es um Ophelia (Ivana Baquero), die kleine Tochter der schwangeren Carmen Vidal (Ariadna Gil), die zu Beginn des Films zu ihrem Stiefvater Capitan Vidal (Sergi Lopez) aufs Land zieht. Doch dieser Landsitz, der sich als ein Vorposten des faschistischen Franco-Regimes zur Vertreibung der Guerillakrieger kurz nach dem spanischen Buergerkrieg herausstellt, hat etwas ungewoehnliches an sich. Schon bald begegnet Ophelia einer Fee, die sie in ein nahegelegenes Labyrinth fuehrt. Dort trifft sie auf einen Pan (Doug Jones), der in Ophelia die Seele der Prinzessin eines unterirdischen Reiches entdeckt. Um zu beweisen, dass sie es wirklich ist, muss sie drei Pruefungen bestehen - und das zu einer Zeit, in der ihr Stiefvater mit ungewoehnlicher Brutalitaet gegen die Widerstaendler vorgeht...

Wenn ich eine Punktzahl fuer den Film vergeben muesste, waere sie auf jeden Fall im oberen Drittel angesiedelt (7-8/10). Das liegt vor allem an der emotionalen Tiefe des Films, die durch die tragenden Hauptdarsteller, die schon fast ubertrieben naturalistisch agieren, erst entsteht. Die Schauspieler wirken so kalt und emotionslos, weil der Film in einer Zeit spielt, in der die Gefuehle oftmals zweitrangig waren. Carmen Vidal, die Mutter Ophelias, ist das beste Beispiel dafuer. Ihre Gefuehlslosigkeit und Angst spiegelt sich oftmals in ihren nichtssagenden Gesichtsausdruecken wider. Ein weiteres Indiz ist die Essen-Szene, in der Carmen beschreibt, wie sie ihren Mann kennenlernt, der fuer diese emotionale Geschichte jedoch keine Wertschaetzung hat ("Verzeihen Sie meiner Frau. Sie meint, dass solche Geschichten von Belang waeren."). Emotionen sind in einem von oben kontrollierten Staat nicht von Belang. Es geht um Kontrolle und Gehorsam...

Trotzdem hat mich der Film thematisch ueberfordert, da ich zuvor zum einen ein Zitat von Regisseur Guillermo del Toro ("Faschismus ist die absolute Perversion der Unschuld") las, sowie zum anderen die Einschaetzung von cinema-Redakteur Phillip Schulze sah ("Ein nachdenklicher Film ueber den Sieg der Unschuld ueber die Tyrannei"). Nun ja, wie der Faschismus die Unschuld der kleinen Ophelia pervertiert, spiegelt sich perfekt in der Beziehung des Maedchens zu ihrem Stiefvater wieder. Allein die Begruessung durch Ophelia ist eine phantastische Referenz zu diesem Thema. Wie kann sie es als achtjaehriges (?) Maedchen nur wagen, seinem Stiefvater die linke Hand zu reichen. Andere Dinge sind die Versuche von Capitan Vidal, sowie ihrer Mutter, sie vom Lesen der Sagenbuecher abzuhalten. Kurioserweise sind aber das noch die Dinge, die sie in der pervertierten, gefuehlskalten und brutalen Welt noch am Leben halten (siehe auch unten). Dem Zitat von del Toro kann ich also noch folgen, doch betrachtet man das Ende, ist die Aussage Schulzes leider nicht mehr ganz so einfach zu deuten. Denn wo bitte gewinnt denn Ophelia am Ende?

Nach einer kurzen Diskussion mit Freunden ueber das Ende, kamen wir uebereinstimmend zu der Ansicht, Ophelia stirbt am Ende tatsaechlich, da sie sich die ganzen Fabelwesen nur ausgedacht hat. Diese Illusion dieser Welt, in der sie Prinzessin sein koennte, wenn sie nur drei Aufgaben loest, war ihr Zufluchtsort an einen besseren Ort. Somit konnte sie der brutalen Realitaet in eine Welt entfliehen, in der es jedem gut sehen sollte. Wenigstens fuer einen Moment schaffte sie es - ganz kurz vor ihrem Tod.
Diese Idee sich eine zweite Realitaet aufzubauen, um seiner Realitaet zu entfliehen, ist natuerlich nicht besonders revolutionaer oder neu (Fight Club - Fincher, 1999). Ueberraschend kommt dieses Ende dennoch. Denn vieles in diesem Film weist eben auf das wahre Bestehen dieser Welt hin. Zum Beispiel das Buch oder die Kreide, die sie vom Pan, der dieser Auffasung zugrunde nur eingebildet ist, bekommt. Genauso, wie die Wurzel, die in Milch getraenkt und mit Blut gefuettert die Mutter heilen sollte, auch real ist.
Diese Dinge existieren im wirklichen Leben. Woher sie Ophelia dann auch im wahren Leben bekommen sollte, bleibt aber leider offen und ist auch einer der wenigen Schwachpunkte des Films. Ein weiterer Schwachpunkt ist die Dummheit des Charakters Vidal. Ich meine, da versichert ihm seine Angestellte Mercedes (Maribel Verdu), dass es nur einen Schluessel fuer die Vorratskammer gibt. Und dann muessen die Rebellen aber das Schloss nicht aufbrechen, um daran zu kommen. Ich meine, wer haette sonst diesen Schluessel haben koennen, wenn nicht Mercedes? Ansonsten hatte er ja eh einen Drang zum Sadismus und eine Folter der Dame waere ihm mit Sicherheit schon zu einem frueheren Zeitpunkt nicht schwer gefallen.
Dritter und letzter ansprechbarer Schwachpunkt ist die plumpe Gestaltung der 3D-Animation. Das sah mir so aus, als sei das Team von "Nochnoy Dozor" (Bekmambetov, 2004) hier wieder am Werk gewesen. Vor allem die kleinen Raupen/Kakerlaken, sowie die Kroete unter dem Baum, sahen zu glatt und zu sauber aus, um wirklich beeindrucken zu koennen. Vielleicht war es ja Absicht, um die Surrealitaet des ganzen zu verbildlichen. Schliesslich waren die Fabelwesen ja nur eine Illusion von Ophelia. Und somit diese Animationen eben auch nur ein Wink mit dem Zaunpfahl.

Alles in allem ist Pan's Labyrinth ein Film, der uns zeigt, dass die Unschuld des Menschen uns erst am Leben halten kann, weil sie uns aufgrund ihrer Phantasie einen Ausweg aus der echten, brutalen und pervertierten Welt gibt, die wir ohne unsere Phantasie, Traeume und Wuensche ueberhaupt nicht ertragen koennten. Erst durch den Verlust durch die Unschuld, verlieren wir auch unsere Phantasie, Traeume und Wuensche. Wie hier Schulze die Tyrannei, die dadurch besiegt werden koennte, unterbringt, bleibt mit weiterhin ein Raetsel.

(Musik: Kettcar - Volle Distanz)

Blubb!
Chris

Sonntag, Mai 06, 2007

Nutzt ihr Microformats?

pfefferle, einer meiner mittlerweile-Bachelor-Thesis-Mitstudenten, schreibt gerade in eben dieser ueber sogenannte microformats. Grob weiss ich zwar, was das ist, aber so richtig eingehend habe ich mich noch nicht damit beschaeftigt. Lest deshalb Genauigkeiten zu diesem Thema in seinem Blog nach. Dort hat er auch eine Umfrage zum Thema online geschalten,...

Meine Antworten:

Schreibst du ab und an Produktinfos/Reviews?
Reviews uber hauptsaechlich Musik und Filme sehr gerne, Produktinfos weniger.


Sind dir Microformats (speziell hReview) überhaupt ein Begriff?
Wie oben erwaehnt: Grob kann ich was dazu anfangen, aber genauer habe ich mich nie damit beschaeftigt.


Wie stehst du zu dem Thema Microformats und der dadurch entstehenden Maschinenlesbarkeit deines Weblogs?
Eigentlich bin ich froh ueber neue und regelmaessige Leser, die es interessant finden, was ich zu verzapfen. Von dem her, ist eine Maschinenlesbarkeit des Codes wohl nicht verkehrt.

Was spricht deiner Meinung nach für die Nutzung des “hReview”-Formats?
Was spricht deiner Meinung nach gegen die Nutzung des “hReview”-Formats?
Bin noch nicht belesen genug, um bei diesen Fragen hundertprozentig eine Auskunft geben zu koennen... Sorry, nicht gerade hilfreich, ich weiss!

Welche Microformats nutzt du?

Bisher noch keines, aber hReview ist das erste, ueber das ich mich wohl naeher informieren sollte.

Ist dir das “Structured Blogging” Plugin für WP und MT ein Begriff?
Eigentlich gar nicht, aber durch meinen Blogger-Account auch nocht so interessant fuer mich, ne?!

Glaubst du Microformats haben Zukunft? Warum?
Schwierig zu sagen. In einer Zeit, in der fast taeglich ein neuer Trend am Online-Himmel auftaucht, ist es schwer zu differenzieren, was wirklich nuetzlich, brauchbar und vor auch allem auch bleibend ist. Durch die Strukturierung auch auf gesellschaftlicher (durch Reviews und Produktinfos) und nicht nur persoenlicher Ebene (durch Visitenkarten und Kalender) kann es wohl die Suche nache Information dank dieser Strukturierung nur erleichtern.

(Musik: Antiskeptic - Teach Him Well)

Blubb!
Chris

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Freitag, Mai 04, 2007

Guernica

Noch ein youTube-Video? Genau... Dieses Mal ein Lied von Brand New, in dem Saenger Jesse (und ehemaliges Taking Back Sunday-Mitglied (Das erklaert den aehnlichen Sound)) die Krebserkrankung seines Grossvaters verarbeitet, von der er auf Tour erfahren hatte...

Guernica, so der Titel des Liedes, ist eigentlich ein Bild von Pablo Picasso, der damit einen deutschen Luftangriff auf die Stadt Gernika im spanischen Buergerkrieg thematisierte. Dieser Luftangriff gilt laut wikipedia als erstes Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht.
Da es spaeter von britischer Seite hiess, der Angriff sei ein Konzept zur Erprobung der Terrorisierung einer Zivilbevoelkerung gewesen, koennte auch Saenger Jesse damit den sinnlosen Angriff von Krebs auf den Koerper seines Grossvaters gemeint haben. Alles nur Spekulation...

Trotz des ernsten Themas (vor allem die Textzeile: Is this the way a toy feels when its batteries run dry? finde ich extrem bewegend...) ist das Lied eine schmissige Nummer, die fuer mich zurzeit das Lied der Stunde ist. Folgendes Video ist nicht das Originalvideo, sondern von irgendeinem Filmemacherstudent. Er machte es nach eigenen Angaben in einer Video Production Class. Mir geht es aber nur um die Musik:



Der Text:
Ever since I was young
your word is the word that always won
Worry and wake the ones you love

A phone call I’d rather not receive
Please use my body while I sleep
My lungs are fresh and yours to keep,
kept clean and they will let you breathe

Is this the way a toy feels when its batteries run dry?
I am the watch you always wear, but you forget to wind

Nobody plans to be half a world away at times like these,
so I sat alone and waited out the night
The best part of what has happened was the part I must have missed
So I’m asking you to shine it on and stick around,
I’m not writing my goodbyes

I submit no excuse
If this is what I have to do
I owe you every day I wake

If I could I would shrink myself
and sink through your skin to your blood cells
Remove whatever makes you hurt, but I am too weak to be your cure

Is this the way a toy feels when its batteries run dry?
I am the watch you always wear, but you forget to wind

Nobody plans to be half a world away at times like these,
so I sat alone and waited out the night
The best part of what has happened was the part I must have missed
So I’m asking you to shine it up and stick around
I’m not writing my goodbyes!

I’m not letting you check out
You will beat this starting now and you will always be around
I’m there to monitor your breathing
I will watch you while you’re sleeping
I will keep you safe and sound

Does anybody remember back when you were very young?
Did you ever think that you would be this blessed?

Nobody plans to be half a world away at times like these,
so I sat alone and waited out the night
The best part of what has happened was the part I must have missed
So I’m asking you to shine it on and stick around
I’m not writing my goodbyes

Bubb!
Chris

Mittwoch, Mai 02, 2007

Meine Traumfrau...fast

Bin bei youTube ueber meine Traumfrau gestolpert. Naja, fast... sie muss ihr Zimmer noch aufraeumen. Aber ansonsten: sieht gut aus, kann covern und macht dann das auch noch mit tollen bis grandiosen Songs.

Wer "Wonderwall" von Ryan Adams covert, hat in meinen Augen eh schon gewonnen. Das macht sie nahezu perfekt:


Nochmal aehnlich perfekt: Sufjan Stevens' Song ueber den Serienmoerder "John Wayne Gayce Jr."


"Californication" von Red Hot Chili Peppers:


Da stimmt irgendwas mit der Synchro nicht, mir gefaellt es trotzdem: "With Or Without You" von U2:


und das ist ihr eigener Song:


Wenn es euch noch interessiert, schaut euch mal die restlichen Videos auf ihrer Profilseite an oder shaut bei ihrem mySpace-Account rein...

Kommt wohl dumm, wenn ich ihr ueber youTube einen Heiratsantrag mache, oder?

Blubb!
Chris

P.S.: Leider schlechte Soundquali, aber wenn man relativ laut macht, gehts...