Donnerstag, Januar 25, 2007

Abschied

Es bleiben uns noch zwei Tage hier in Ho Chi Minh City. Und ehrlich gesagt könnte ich es noch mindestens zwei Monate aushalten. Die Zeit war einfach viel zu kurz für soviel schönes, trauriges, aufregendes, enttäuschendes, lustiges, gemeines, erschreckendes, erheiterndes, etc. Und auch viel zu kurz, um noch viel mehr Zeit mit den Freunden, die man hier gemacht hat, zu verbringen. Wir reisen zwar noch einen Monat durch Kambodscha, Laos und Nordvietnam, aber Ho Chi Minh City kehren wir erst einmal den Rücken.
Klar, freue ich mich auf die Reise und das Sehen von so vielen wunderschönen Orten oder interessanten Plätzen, aber gerade spüre ich noch so viel Wehmut. Es ist schon kurios, wie sehr dir manches in nur einem halben Jahr ans Herz wachsen kann, das man tatsächlich erstmal noch gar nicht davon loslassen kann. Und je mehr ich an Samstag denke, umso dicker wird der Klos im Hals.

Dieser Post soll jetzt nicht in Dankerei ausarten, nur zwei Personen möchte ich ganz speziell danken - Schnils und Toffi für die aufregende und tolle Zeit hier in Vietnam. Mit Schnils reise ich zwar noch rum, aber ab Samstag heißt es dann aber erstmal wieder ein Leben ohne Toffi... Warum musste das auch alles so schnell gehen?

Ja, meine eine Prüfung ist geschrieben, lief ganz gut, die anderen assignments sind auch abgegeben und ich denke mal, dass ich ganz gut abgeschnitten habe - zumindest in zwei Kursen.

Ich glaube jeder Spieler des Football-Clubs hat mich gefragt, wann ich wieder zurückkomme, um mit ihnen zu spielen. Und nächstes Semester wollen sie die Student-Championships mitspielen. Ja, war auch ne lustige Zeit. Und für das, dass ich tatsächlich gedacht habe, die Leute wissen nicht einmal, was Fussball ist, haben mich manche Talente hier schon sehr überrascht...
Aber in den letzten zwei Spielen sind wir extrem untergegangen. Das eine gegen Phone Viet gleich mal mit 7:2 auf die Backe bekommen, das andere gegen das anscheinend stärkste Team 3:0. Phone Viet hat aber einen stärkeren Eindruck gemacht. Ich glaube, die hatten sich zum Ziel gesetzt uns immer mit einem Ballkontakt auszuspielen - was sie auch geschafft haben. Ich war extrem beeindruckt und danach so kaputt wie noch nie...

Thao: Auch wenn vieles viel besser hätte laufen müssen, es war nicht sehr einfach "Goodbye" zu sagen...

Die Hongkonger haben uns ja eine Woche lang besucht. Ich hätte gerne tagsüber noch mehr Zeit aufgewendet, aber leider standen unsere final assignments und die Prüfung an. Aber ich glaube, wir hatten auch so viel Spaß und vor allem die Abende waren lustig. Zumindest der eine, als wir im Apocalypse Now standen und "Grün-weißer Partybus" sangen, als die Polizei eintrat...
Schön, dass ihr gekommen seid, war echt lustig...

Unser Haus gleicht ja langsam einem Lazarett. Nachdem ich kurz vor Silvester meine Ohrprobleme hatte (irgendeine leichte Entzündung hat den Gehörgang anschwellen lassen, dahinter hat sich Schmutz gesammelt und ich konnte auf dem einen Ohr nichts mehr hören), war Toffi der nächste. Er klagte über eine Art Mückenstich am Bein. Nachdem der aber immer mehr anschwoll und auch immer mehr das Laufen behinderte, ging er zum Arzt. Es war ein Abzess, das operativ entfernt werden musste. Natürlich hatte er dieses Ding an beiden Seiten. Gott sei Dank haben wir hier bei uns in der Nähe ein französisches Krankenhaus mit westlichem Standard. Ansonsten wäre eine Operation mit Vollnarkose nicht ganz so ungefährlich gewesen.
Schnils war dann der letzte, der sich bei einem Sprung ins Wasser eine Platzwunde über der Augenbraue zugezogen hatte. Musste genäht werden. Und das ein Tag vor seine wichtigen Marketing Prüfung. Hat er aber trotzdem gut hinbekommen. Zu diesem Unfall meinte Toffi nur: "Sogar das Wasser ist härter als Schnils Danger!"

Unser Touren zu dritt auf dem Motorbike werden auch unvergesslich bleiben. Schließlich müssen wir ja auch immer schön vor der Polizei flüchten. Gestern bin ich als Hinterster drei Mal abgestiegen, weil an irgendeiner Kreuzung die gefährlich aussehenden beigen Uniformen aufleuchteten. Aber erwischt haben sie uns nie... HARHAR... Naja, das eine Mal gestern hat uns der eine Polizist schon gesehen und in seinen Augen waren auch schon Dollarzeichen zu sehen. Aber Glück im Unglück gehabt. Ein anderes Mal sind wir geradewegs auf eine Kontrolle zu gefahren und uns ist es erst 50 Meter orher aufgefallen. Eine Drehung, um 180°, bei der wir uns alle gewundert haben, dass wir weder umgefallen sind, als auch die Reifen nicht gequietscht haben, hat aber dann gereicht, um sie an der Nase herum zu führen.

Achja, dann gab es noch die Pokernight mit Aggi, Lutz und Thu. Ja, und wir drei halt. Aber die war auch nochmal ein kleines Highlight zum Abschluss. Jeder 100.000 Dong (5 Euro) Einsatz gebracht, wir hatten Bier und dann spielten wir Texas Hold'em (oder, wie man das schreibt). Nun ja, nachdem Thu ja zuerst damit gerechnet hat, wir porkern und nicht pokern, hat sie uns zum Anfang ganz schön abgezockt. Der Abschuss, war das Full House von Lutz mit 3 Damen und 2 Königen, bei dem dann Thu 3 Könige und 2 Damen aufwies - und den Pot behalten durfte. Da sie aber relativ systemlos spielte und sie am Schluss das Kartenglück verließ, war sie dann doch bald wieder aus dem Spiel. Das Lustigste war eh, dass sie zwei Mal am Abend gegen die geschlossen Terrassentür lief, weil sie dachte, sie sei offen... Meine Güte, mussten wir uns anstrengen, nicht laut los zu lachen - was natürlich nicht klappte.
Gewonnen hat dann Lutz, der dann 600 000 Dong (30 Euro) einstreichen durfte... War lustig, Jungs...

(Musik: Beck - Loser)

Blubb!
Chris

Sonntag, Januar 07, 2007

frosneusunso

Ich weiß, bin spät dran und wahrscheinlich der letzte aktive Blogger des Erdballs, der jetzt noch ein gutes Neues wünscht. Und obwohl ich außer meiner Faulheit keine Ausrede habe (ich könnte jetzt lügen, ich sei zu beschäftigt mit assignments gewesen, aber ich weiß, dass ihr wisst, dass für ein Blogeintrag immer Zeit zur Verfügung stehen sollte), kommt folgender Wunch trotzdem von Herzen:
Ein gutes neues Jahr, viel Glück und Gesundheit und dass alles, was ihr euch für 2007 gewünscht habt, auch in Erfüllung geht.

Unser Start ins neue Jahr begann traditionell am 31. Dezember 2006. Nur dieses Mal gab es kein Fondue oder Raclette, kein Zinngießen, sondern wir aßen bei einem Brasilianer sehr viel Fleisch (selbst ich habe soviel essen können, bis ich beinahe geplatzt bin) und tranken dazu Caipirinha, der wirklich gut war. Dabei waren Toffi, Schnils und ich von der deutschen Studentenfraktion, Aggi, Lutz, Martina von der deutschen Praxissemetlerfraktion, Alex (Toffis Kumpel) und Patrick (Aggis und Lutzens Kumpel) von der deutschen Tourifraktion und zu Beginn nur Thu von der vietnamesischen Arbeiterfraktion (keine Angst, keine sozialistische Arbeiterpartei, sie ist an der Uni angestellt und das mit der Fraktion hat nur so schön in meinen Rhytmus gepasst).
Als wir dann fertig mit Essen waren, sind wir in einen Club namens "Volcano", haben uns dort über die deutschen Preise und die extrem mangelnde Bewegungsfreiheit beschwert (deshalb nach einem Bier wieder raus), draußen dann Thanh von der vietnamesischen Studentenfraktion getroffen und in die Duong De Tham (De Tham Street) zum Allez-Boo, weil dort zum einen die Hölle los war und zum anderen später eine Live-Band spielen sollte. Und im Allez-Boo spielen sie eh die beste Musik in ganz Vietnam - glaube ich. The Killers, The Libertines, The Strokes, Arctic Monkeys, etc.
Durch Zufall trafen wir dann Jesse mit seiner Freundin, Steve und Seamus von der australischen Studentenfraktion, Thu hat noch drei Freunde mitgebracht und plötzlich waren wir extrem viele Leute. Und haben in dieser Straße ins neue Jahr hineingefeiert. Also normalerweise feiern die Vietnamesen ja das Chinese New Year oder Tet nach dem Mondkalender - sprich im Februar. Aber was da auf der Straße los war, war extrem. Und unsere multinationale Truppe irgendwo zwischendrin. Die Band, die dann spielte, war zwar extrem schlecht, aber gut sie versuchten sich ja auch nicht nur an Bryan Adams, sondern legten gleich mit Coldplay, Oasis und Konsorten los - und in unserem "feierlaunigen" Zustand war eh jede Musik gut. Egal wer was wo wie performte.
Vascos mit ebenfalls Liveband war unsere nächste Station, dann ging es für einen kurzen Hüpfer in die Q-Bar, aber schnell wieder raus, weil Schnils, Alex und ich die anderen verloren hatten und dann - wie immer in einem gewissen Zustand und zu einer bestimmten Zeit ins Go2. Zum Absacken halt. Dort löste sich dieTruppe (nochmals zusammenfassend: Toffi, Schnils, Alex, Patrick, Aggi, Lutz, Bettina, Thu, Thao (Thu's Freundin, die anderen zwei waren mittlerweile verchwunden), Thanh, Seamus, Jesse (seine Freundin war auch nicht mehr da), Steve und ich (hoffe habe niemanden vergessen) - also: 14 Personen, zwischenzeitlich: 17) nach und nach auf. Irgendwann um fünf, halb sechs (wer schaut um die Zeit auf die Uhr) waren wir dann zu Hause. War ein tolles Fest... Hatten viel Spaß, Kontakt mit lustigen Leuten und war halt einfach "schee".
Und das Beste: Kein richtiger Kater am nächsten Morgen!

Ansonsten gibts nicht viel Neues. Es ist schade, dass ich - wo man sich so richtig eingelebt hat und das viele Neue so richtig normal wird - schon wieder zurück muss. Ich könnte es wahrscheinlich noch zwei Monate länger hier aushalten, aber dank dem Studium, das wir ja in Deutschland fetig machen müssen, führt wohl kein Weg vorbei an der Rückreise. Die haben wir jetzt übrigens gebucht. Und so lustig es klingt, aber die folgenden Stationen so abzuklappern, ist tatsächlich billiger, als ein direkter Rückflug von Ho Chi Minh City nach Frankfurt:
Ho Chi Minh City -> Singapur -> Macau -> Hongkong -> London -> Karlsruhe

Auch gut, so können wir noch ein paar asiatische Metropolen sehen und dort für jeweils ein paar Tage Sightseeing machen. Ist zwar stressig, aber wer weiß, wann man wieder die Möglichkeit hat, hierher zu kommen... Von dem her eine tolle Sache, ne?!

Achso, die RMIT-League ist auch abgeschlossen, wir wurden Vierter (hinter den drei Teams des Football-Clubs) und waren sogar kurz davor den dritten Platz zu erobern, der uns sogar noch ein wenig Preisgeld eingebracht hätte. Hat nicht sollen sein.... Meine persönliche Bilanz, für die Statistiker unter euch: 5 Tore und 8 Vorlagen.
Die Football-Club-Saison geht noch weiter, weiß aber nicht, ob ich noch ein Spiel bestreiten werde, weil die hier so komisch undurchsichtige Spielpläne haben. Naja, das Training alleine reicht ja auch erst einmal.

Achja, vorgestern eine Razzia irgendwann in der Nacht erlebt. Wir waren mal wieder zum Absacken im Go2 - plötzlich ging das Licht an und die Musik aus und die Personen in den grünen Uniformen breiteten sich im Club aus, schauten sich die vietnamesische ID-Cards an. Die westlichen wurden schön umgangen und irgendwann mussten wir halt dann runter an die Bar. Nun ja, hat dann auch irgendwann gereicht ;-)

(Musik: The Ataris - The Last Song I Will Ever Write About A Girl)

Blubb!
Chris