Sonntag, Mai 13, 2007

Hoffnung - Refugium der Narren

Dieses kurze Ding hier hab ich auch mal als so ne Art Kurzgeschichte geschrieben. Wenn ich mich recht erinnere, schon relativ lange her. Aber eigentlich gefaellt sie mir relativ gut, so dass ich manche Stellen auch mal an anderer Stelle untergebracht habe. Denn eigentlich hatte ich nie gerechnet, sie wirklich irgendwo zu veroeffentlichen. Meiner Meinung waere es schade drum. Keine Angst, ist wieder relativ kurz...

Kennt ihr diese eine Hoffnung? Diese eine bestimmte Hoffnung, in dessen Erfüllung man alles hineinlegen würde? Eine Hoffnung, die zu einer Zukunft werden soll, und man deshalb alles dafür geben würde? Diese beschissene Hoffnung, die schon fast zum Lebensinhalt wird? Eine Hoffnung, die sich unbarmherzig in den Vordergrund drängt, dass man damit beginnt, sie vergessen zu wollen? Eine Hoffnung, die man dann beginnt zu hassen, weil sie nur noch im Hirn rumspukt? Und um so stärker man diese Hoffnung dann hasst, umso stärker setzt sie sich fest? Die Hoffnung, die sich im Hirn so festgesetzt hat, dass es einen operativen Eingriff benötigt, um sie zu entfernen? Kennt ihr diese Hoffnung?
Und dann: Eines Tages, es ist nur ein kleiner beiläufiger Satz, eine kleine Bemerkung, die nur gut gemeint ist, es ist eine wirkliche Kleinigkeit, die plötzlich diese Hoffnung komplett zerstört - oder zumindest auf den Kopf stellt. An was soll man dann noch glauben, wenn sich dein Leben, an einer kleinen Hoffnung aufzieht, die sich nicht bewahrheitet? Was ist das Leben wert, wenn es sich auf etwas aufbaut, was durch diesen kleinen, beiläufigen Satz, durch diese kleine, nur gut gemeinte Bemerkung, durch diese Kleinigkeit total zerstören lässt?
Ist dann nicht die Hoffnung das Refugium der Narren? Hoffnung ist eben doch der letzte Zufluchtsort für die, die es nicht besser wissen können und nicht besser wissen wollen. Eine kleine Stätte, die die harte Realität ausblendet. Ein kleiner Schrein, der das, was dir bewusst ist, doch nur surreal und ungreifbar erscheinen lässt. Und die Surrealität, das Ungreifbare macht dich plötzlich aus. Du setzt dein Vertrauen genau in diese Surrealität.

Die Gedanken sind nicht greifbar, schwimmen weit über deinem Kopf und wenn du sie wieder einfangen willst, entgleiten sie dir. Denn Gedanken sind glitschig und das macht sie genauso wenig greifbar wie deine Hoffnung. Und deshalb fühlst du diesen Schalter in deinem Genick, der sich nicht mehr in Neutralstellung bringen lässt, weil er einen Wackelkontakt hat. Denn eigentlich kannst du dadurch deine Gefühle steuern, du bist der Herr über dich selbst. Du bist der Meister über deine Gedanken und über deine Gefühle. Über deine Hoffnungen und Wünsche.
Nur zurzeit spielt der Schalter verrückt. Wenn du ihn einstellen oder justieren willst, macht er was er will und genau das Gegenteil von dem, was du willst. Er springt zwischen den Einstellungen. Und so kontrolliert er dich - und nicht du ihn, wie es sein sollte. Der Schalter ist dein HAL 9000. In dem Bestreben alles richtig für dich zu machen, gibt es nur Chaos - in deinem Hirn und deinem Herzen...

Die Hoffnung hat sich nicht erfüllt, wurde nicht wahr - obwohl ich gehofft hatte, obwohl ich dafür gearbeitet hatte, obwohl ich es erwünscht hatte, obwohl ich viel Schmerz ertragen hatte, obwohl ich immer noch alles dafür geben würde, obwohl ich weiß, dass es die Hoffnung nicht wert gewesen ist, obwohl ich es vielleicht nicht verdient hätte, obwohl sie es nicht verdient hatte... Doch es gab eben diese Kleinigkeit, die alles wieder zerstört, die das Unmögliche nicht möglich gemacht hat und die meine Hoffnung zu einem unerfüllten Wunsch werden ließ. Einer von vielen… verdrängten…

Keine Angst, die Tränen trocknen wieder...

(Musik: Dashboard Confessional - Several Ways To Die Tryin)

Chris