Donnerstag, Januar 29, 2009

Unachtsamkeit

Da fährt man ohne etwas zu denken auf seinem Bike die Strasse herunter und dann stellt sich genau das als Fehler heraus. Denn ist man nur ein Moment mal unachtsam, ist das hier manchmal schon zu spät. Ein Moment ist auf den Strassen Ho Chi Minh Citys nämlich oftmals schon viel zu viel. Als ich dann wieder nach vorne schaute, stand plötzlich das Auto, das vorher noch weder weit noch breit zu sehen war, vor mir. Eine Vollbremsung später, lag ich auf dem Boden. Nachdem ich mich abgeklopft hatte, dachte ich kurz: "OK, weiter gehts!" Aber ein kurzer Kontrollgriff an meinem Mund, lässt mich die Hälfte meines Zahns in der Hand sehen. Und viel Blut. Etwa 43 Vietnamesen (vielleicht auch 44, ein Kind und eine Miezekatze) stehen innerhalb der Rekordzeit von 2,7 sekunden um mich herum. 17 von denen und die Miezekatze bringen mich auf den Gehweg, der Rest und das Kind kümmert sich um mein Motorbike. Ich werde ins Krankenhaus gebracht und dort genäht, weil ich mir irgendwie die Lippe mit dem kaputten Zahn aufgerissen habe. Fünf Stiche insgesamt. Aber weh tut mir eigentlich nie irgendwie irgendwo irgendetwas.
Ich dachte natürlich an das Naheliegendste: Durch den Sturz habe ich mir irgendwo den Zahn ausgeschlagen. Aber anscheinend war das zu naheliegend. Denn dadurch, dass ich nur einen Zahn ausschlug und auch nie Kopfschmerzen oder mir sonst was weh tat und auch keine Gehirnerschütterung hatte, vermutete der Doktor, dass ich beim Anbremsen so verkrampft habe, dass ich so stark mit den Zähnen aufgebissen habe, dass der eine abgebrochen ist. Irgendwie klingt das nicht wirklich plausibel. Und ausserdem macht mir das Angst, dass ich so viel unkontrollierte Energie in mir habe.
Anyway: Das war wohl der beruehmte Schuss vor den Bug, der zu mir sagte: "Hab mehr Angst vor diesem Verkehr!"

Die Fäden aus meiner Lippe sind wieder gezogen, nur der halbe Zahn erinnert noch an den Unfall. Glück im Unglück! Und ausserdem habe ich jetzt eine Geschichte: "Tja, ihr solltet mal den Anderen sehen!" So hielt mich dann auch nichts mehr davon ab, gebührend das vietnamesische neue Jahr (Tet) zu feiern. Naja, nicht so gebührend, wie die Vietnamesen, aber doch mit 2,3 Bieren (zu viel). In diesem Sinne, zurück in die Funkhäuser mit einem dreikräftigen "Chuc Mung Nam Moi!"

(Musik: Hooters - All You Zombies)

Blubb!
Chris

Samstag, Januar 03, 2009

Von der Kunst krampfhaft zu entspannen

frosneusunso an alle Freunde des guten Geschmacks!

Meine Vorsaetze fuer das neue Jahr:
- Mehr bloggen, wenn es nichts aus meinem vietnamesischen Alltag zu berichten gibt, dann eben andere Sachen, die mich bewegen
- geduldige werden und mehr Temperament zuegeln.

Da lagen wir also am Strand auf Phu Quoc und liessen uns massieren. Also wir, das sind Schwester 1, Schwester 2 und Schwager. Moment, das heisst massieren liessen sich nur meine Schwester und ich mich. Wir lagen also da, schlossen die Augen und gaben uns voll den mehr oder weniger begabten Haenden hin (Also nicht, was ihr denkt: Es war ein oeffentlicher Strand und eine normale Massage). Und da ich eben so unglaublich gut aussehe (Achtung: Ironie!), fing meine Masseurin an, mit mir zu flirten und redete drauf los mit mir. Da ich schon einigermassen entspannt war, ging ich halt drauf ein und unterhielt mich mit mir ueber mehr oder weniger belangloses Zueg bzw. beantwortete halt die vier Fragen:
- Where are you from?
- What's your name?
- How old are you?
- Do you have girlfriend?
Ja, im Grossen und Ganzen war das das Gespraech (Ich lass jetzt mal weg, dass ich von der Masseurin gefragt wurde, ob ich eine mehr moechte, als ich antwortete, ich haette schon eine Freundin). Und als dann im Ressort eine bekannte Melodie gespielt wurde und ich begann zu mit zu pfeifen (oder zu singen), platzte Schwester 2 der Kragen: "Chris, ich versuche hier krampfhaft zu entspannen!" Peinlich beruehrt bemerkte ich nicht sofort diesen Oxymoron, dieses wunderbare Wortspiel. Ein verdeckter Hinweis auf die Faehigkeit ihrer Masseurin und dazu noch ein traumhaft, spielerischer Umgang mit der Sprache. Ich bin mir beinahe sicher, sie wollte mir mehr sagen, als nur "Sei ruhig!" - oder es war eben einfach nur ein Versehen.

Anyway, die Zeit mit den dreien verging schnell - ihnen viel zu schnell. Aber so ist das ja immer, wenn man in einem fremden Land ist. Am letzten Tag fragte ich die drei, was ihnen am meisten haengen blieb. Neben dem tollen Verkehr, waren es die Stronleitungen, die bestimmt nach einem System aufgehaengt wurden und die warme Freundlichkeit der Menschen. Und natuerlich der Franzose, bei dem man ein auf den Punkt gebratenes Filet-Steak (Medium) vom Rind fuer weniger als 5 Euro bekommt. Und es ist genug...
Ich freue mich dann schon auf euren naechsten Besuch!

Ein paar Bilder:

Phu Quoc: Sonnenuntergang


Ho Chi Minh City: Stromkabel


Go2: Es war mein erstes Bier. Und die anderen hatten auch nicht mehr.


Beim Barbecue: Die Langusten zittern noch auf dem Grill (die wurden naemlich lebendig drau gelegt). Das war lecker!

Weihnachten und Co:
Da ich oft gefragt wurde, ob ihr Weihnachten gefeiert wird: Ja, es wird gefeiert. Etwa so Kitsch-Weihnachten, wie in den USA. Alles erleuchtet und bloss alle in blau oder gruen oder pink erleuchten, aber von besinnlichen Weihnachten kann man nicht gerade sprechen.
Silvester wird auch gefeiert. Das ist das schoene in Vietnam, hier kann man zwei Mal Chuc Mung Nam Moi (Frohes neues Jahr) sagen: Einmal unser Silvester und einmal Tet (Silvester nach dem Mondkalender). Wenn also einmal unser Jahr schlecht angefangen hat, hat man mit Tet nochmal eine neue Chance das neue Jahr zu begehen.

(Musik: The Cure - boys don't Cry)

Blubb!
Chris