Sonntag, Februar 18, 2007

One Dollar for Stamp

Keine Angst, die Ueberschrift erklaere ich gleich, vorher muss ich noch einige Dinge erzaehlen, die ich in meinem letzten Post vergessen habe:

Als wir da also durch das Weltkulturerbe Angkor gewandert sind und in diesem speziellen Fall durch den erwaehnten ersten Tempel Angkor Wat, kam mir auf einmal ein Einheimischer mit seinem kleinen Jungen auf dem Arm entgegen, der mich breit anlaechelte. Freundlich, nett und unkompliziert wie ich nun mal bin, laechelte ich natuerlich sofort zurueck. Bis ich dann erfuhr, was er wollte: Ich sollte seinen Kleinen auf den Arm nehmen, damit er uns fotografieren konnte. Kurios, nicht wahr: Da stehen seit hunderten von Jahren enorme Bauten von absoluter Schoenheit mitten im Urwald - trotzdem ist ein hoechstens durchschnittlicher Westler schon beinahe die groessere Attraktion fuer die einheimischen Khmer.

Was ich auch nie verstehen werde und was in Thailand auf die Spitze getrieben wurde, ist der uebernatuerliche Gebrauch der Klimaanlagen in den Bussen. Selbst, wenn etwa 50 Personen die Decken bis zum Kinn gezogen haben (Weil sie sonst als Eiszapfen ankommen wuerden), sehen die Busfahrer nicht ein, die Anlage wenigstens nur fuer zehn Minuten auszumachen. Naja, wir haben es ja ueberlebt.

Unsere letzte Meldung kam ja aus Laos und dieses Land hat es uns angetan - Total! Nicht nur die absolut atemberaubende Landschaft, sondern auch die Leute. Die Franzosen, die ja hier in Suedostastien ihr indochinesisches Kolonialreich aufgebaut hatten, sagten ueber die verschiedenen Voelker: "Die Vietnamesen bauen den Reis an, die Khmer schauen ihm beim Wachsen zu und die die Lao hoeren ihm nur zu."
Das trifft den Nagel in den drei Staedten, in denen wir waren, so ziemlich auf den Kopf. Die drei Staedte waren: Vientiane (wahrscheinlich die einzige asiatische Hauptstadt, in der nicht gehupt wird), Vang Vieng (das Backpackerparadies an einem Fluss - perfekt zum Trekking und Kayaking) und Luang Prabang (das Weltkulturerbe mit ... ja genau ... Tempeln).
Ja, und die Tempel sind auch in Laos extrem inflationell vorhanden. Noch mehr, als in Kambodscha. Und ich verspreche hiermit feierlich: In Vietnam werden wir die nun auslassen. Nicht, dass uns die Tempel nicht gefallen haetten - nein. Es war eher das Abstumpfen. Folgender Dialog war etwa alle zehn Meter in Luang Prabang von uns zu hoeren:
"Oh, da ist ja ein..."
"Tempel?"
"Korrekt!"
Sie werden trotz ihrer Schoenheit einfach zur Normalitaet (Dieses Mal in fett und kursiv: Fotos folgen!!! - nicht so einfach, wenn man auf die USB-Eingaenge in den Internet-Cafes keinen Zugriff hat).

Ansonsten hatte Luang Prabang einen Nightmarket, auf dem man - richtig - nachts Sachen kaufen kann. Aber der ist so touristisch, dass es an jedem Stand eh dasselbe gab: Schals, Buecher, Stoffe, Lampen und T-Shirts (und hier steht das T fuer Touri).

Als wir dann genug von den Tempeln hatten, wollten wir nach Hamoi. Und macht das mal, wenn man nicht gerade 150 Dollar fuer einen Flug zahlen will.
Nach zwei Tagen intensivem Suchen, standen uns folgende zwei Moeglichkeiten zur Verfuegung:
1.) Entweder mit lauter einheimischen Bussen (die nicht viel billiger als die Touri-Busse sind) an eine kleine Grenze zwischen Laos und Vietnam, wo wir dann nicht gewusst haetten, wie es in Vietnam weiter gehen wuerde
oder
2.) mit nur zwei Touri-Bussen und mit einer geschaetzten Gesamtfahrzeit von 34 Stunden nach Hanoi - und alles ist organisiert. Nachteil: Wir hatten einen kompletten Tag Aufenthalt in Vientiane.
Da wir auf ein aehnliches Abenteuer wie an der Khmer-Thai Grenze nur bedingt Lust hatten (Posten ohne Stempel), entschieden wir uns fuer Moeglichkeit Nr. 2.

Also in zehn Stunden von Luang Prabang zurueck nach Vientiane, was ungefaehr 300 km waren. Das Lustigste daran, war aber das Mitfuehren der Kalaschnikov in den Bussen zwischen Luang Prabang und Vang Vieng. Da es vor zwei Jahren noch Ueberfalle auf Autos von regierungsfeindlichen Truppen gab, war das wohl Pflicht fuer jeden Touri-Bus. Und alle drei, vier Kilometer, sah man aber auch patroullierende Truppen am Strassenrand wandern - ebenfalls mit der Kalschnikov ausgestattet. Sicherer, oder unsicherer hat man sich deswegen aber nicht unbedingt gefuehlt.

In Vientiane hatten wir dann eine weitere Nacht und einen kompletten Tag Aufenthalt, bevor wir dann in unseren Horrorbus stiegen. In 24 Stunden von Vientiane nach Hanoi. Selbst die Backpackerfibel "Lonely Planet" tituliert diesen Trip als "Nightmare". Da wir aber akzeptable Plaetze hatten und dank dem haeppchenweisen Schlaf, waren fuer mich nur die letzten zwei, drei Stunden eine wirkliche Qual. Am schlimmsten war es eh die Schlafpause nahe der Grenze. Anstatt spaeter los zu fahren, hielt der Bus um halb zwei nahe der Grenze fuer viereinhalb Stunden an, damit die Leute alle schlafen konnten. Das liess sich gut mit der Wartepoause fuer die Grenze verbinden, da die erst um sechs oeffnete - Anstatt spaeter los zu fahren, also Warten. Das ist mal Effizienz.

An der Grenze selbst war die Hoelle los und die vietnamesischen Grenzbeamten waren so richtig frech: Nicht nur, dass wir ja schon ein halbes Vermoegen fuer das Visum zahlen mussten, verlangten die auch noch einen Dollar "Trinkgeld" fuer die Einreise. Und das nicht heimlich unter dem Tisch, sondern ganz offiziell: "Pay One Dollar for stamp!" Wer weiss, vielleicht haetten wir ohne zu zahlen den Pass gar nicht mehr gesehen...

Ganz uebel wurde einem - vermutlich - britischem Paerchen mitgespielt. Die hatten ihre Visa ueber eine Agentur in Vientiane bezogen. Diese Agentur hatte aber bei beiden Visa die Validierungsstempel nicht drauf machen lassen. Ohne die sind aber die Visa ungueltig. Ergebnis: Das Paerchen durfte nicht einreisen. Das Schlimme dabei ist, dass man an vietnamesischen Landesuebergaengen kein Visum beziehen kann. Das heisst, sie durften nach Vientiane zurueck (keine Ahnung wie), um ein neues Visum zu kaufen. Die Visa sind natuerlich nicht so billig, aber auch die Busfahrten kosten Geld und das allerschlimmste: Das Laos-Visum war nach der Ausreise ja ungueltig und um wieder einreisen zu duerfen, konnten die an der Grenze fuer 30 Dollar auch nochmal eins kaufen. Da fuer beide Visa Stempel gefehlt haben, kann man eigentlich auch von Absicht seitens der Agentur ausgehen - wahrscheinlich war der Aufkleber alleine billiger.

Achja: An der Grenze wurde uebrigens ein abgetrennter Kuhkopf in den Bus geladen. Sah ziemlich ekelhaft aus und den Sinn des Ganzen verstand ich auch nicht.

Nach genau 24 Stunden im Bus, erreichten wir endlich Hanoi. Erster Eindruck: Noch hektischer als Saigon...

Erstmal genug, mehr beim naechsten Mal.... tippen.. macht... muede...

(Musik: Pixies - Where Is My Mind)

Blubb!
Chris

Mittwoch, Februar 07, 2007

...die ueberleben wollen...

Ja, auch dieser Titel ist geklaut, ich weiss - aber auf die Schnelle fiel mir einfach kein anderer Titel ein. Im Original heisst er im Uebrigen "2022... die ueberleben wollen" und ist eine inoffizielle Fortsetzung des Sci-Fi Klassikers "2001 - A Space Odyssey" von Stanley Kubrick.

Wir sind mittlerweile in Laos und meine Guete ist hier viel passiert in den letzten anderthalb Wochen. Ich weiss gar nicht, wo anfangen... Ok, ihr Haarspalter: am Besten am Anfang...

Morgens ging es los von Ho Chi Minh City (immer noch mit einem dicken Klos im Hals) nach Phnom Penh in Kambodscha - das westliche Nachbarland von Vietnam. Und wir waren erst einmal sehr ueberrascht von dem Land. Die Landschaft ist weit, die Strassen nicht so schlecht und die Kinder winken einem selbst dann zu, wenn man nur im Bus sitzt und gelangweilt raus schaut. Echt toll. Auch Phnom Penh ist klasse - die Stadt hat mehr franzoesischen Kolonialeinfluss als Saigon und hat weite Alleen und grosse Haeuser. Sehr beeindruckend. Am kuriosesten war es aber, die nordkoreanische Botschaft zu sehen - draussen an der Mauer hingen viele Bilder der geplanten Gebaeude in Pyongyang (oder wie man das schreibt) - da haben sie echt was vor... Dabei haben sie abewr auch ganz andere Probleme, als solche Gebaeude...
Als wir dann am Fluss liefen, kamen wir an einem Bistro vorbei, das von einem Deutschen geleitet wurde (und in dem es Abends eine Jaegermeisterparty gab) - und als wir dann da so abends sassen und den Jaegermeister mit Bier genossen, fiel uns auf, dass der Besitzer die Bedienungen nicht unbedingt nur nach ihren Faehigkeiten ausgesucht hatte. Waren doch einige schnuckelige dabei...
Eines Abends waren wir in einem "Biergarten", in dem laut Techno gespielt wurde - eigentlich ziemlich laut und wir uns ueber den teuren Bierpreis beschwert haben - woher sollten wir auch ahnen, dass ein zwei Liter Kelch als stinknormales gezapftes Bier (Draft) angegeben ist?!
Und einmal mieteten wir uns zwei Fahrraeder und radelten zu den Killing Fields, dem wohl dunkelsten Teil der kambodschanischen Geschichte. Nach dem Vietnamkrieg schaffte es der stark kommunistisch ausgerichtete Pol Pot mit seinen Khmer Rouge die Herrschaft an sich zu reissen. Er errichtete ein Terror-Regime und toetete tausende von Kambodschanern - nicht nur Regimegegner, sondern auch ehemalige Freunde - in den sogenannten Killing Fields. Heute haben sie dort die ehemaligen Massengraeber ausgegraben und viele Totenkoepfe in einem turmartigen Gebaeude wider das Vergessen ausgestellt. Kurios, wie still und und friedvoll dieser ehemalige Ort des Grauens heute wirkt.
Nach drei Uebernachtungen ging es dann nach Siem Reap, was etwa zehn Kilometer suedlich vom Weltkulturerbe Angkor liegt. Und was wir da gesehen haben und wozu Menschen schon im Mittelalter faehig waren, war echt erstaunlich. Wir sahen zwar nur noch Ruinen, aber die liessen erahnen, was dort einmal stand. Vor allem Angkor Wat als der erste der vielen Tempel dort war beeindruckend. Fotos folgen.
Achja, eines Abends bin ich alleine in die Stadt los gezogen, weil es dem Schnils nicht so gut ging und es ging auch nicht lange, bis ich Jason, einen Australier, getroffen habe. Wir haben dann den ganzen Abend zusammen verbracht und haben uns gut verstanden. Und dann sass mir ploetzlich eine Kambodschanerin gegenueber. Mal wieder schnuckelig und das reicht mir ja schon... Ich dachte, hab ein wenig Spass, tanz mit ihr und trink mit ihr. Wirklich nur als Unterhaltung. Ja, und ich dachte, ich kann die "Working Girls" von den normalen unterscheiden. Denn ploetzlich sagte sie, ich solle sie mit in mein Hotel nehmen. Ich habe natuerlich verneint, aber sie gab nicht auf, verfolgte mich von da an den ganzen Abend und liess nicht locker - selbst, als ich gesagt hatte, sie solle abhauen. Irgendwann hatte sie es verstanden und hat sich wenigstens einen Tisch weiter gesetzt. Nur, um mich dann immer noch zu verfolgen, als ich ins Hotel gelaufen bin. Dort hat sie dann wahrscheinlich nur keiner reingelassen... Ein Glueck! Und das nur, weil ich mal wieder viel zu unvoreingenommen war. Aber selbst Jason sagte, sie wuerde nicht wie eines dieser Maedchen aussehen. Das nehme ich jetzt mal als Ausrede... Am naechsten Tag fand ich es dann auch lustig, auch wenn ich am Abend noch ziemlich angepisst war...
Von Siem Reap wollten wir dann nach Anlong Veng, die ehemalige Hochburg der Khmer Rouge und auch der letzte Zufluchtsort von Pol Pot und seinem treuesten Untergebenem Ta Mok. Fuer uns sollte es eigentlich nur eine Zwischenstation fuer eine Nacht werden, um dann nach Prasat Preah Vihear (einem Tempel, 200 km von Anlong Veng) zu fahren und dort an der Grenze nach Thailand zu kommen. Auf jeden Fall hatten wir uns erkundigt, wie wir nach Anlong Veng kommen - und da standen uns angeblich nur Pickups oder Taxis zur Verfuegung. Also wollten wir mit den Pickups dort hinfahren und als wir dann am Carpark ankamen, war unser Erstaunen umso groesser - es fuhr ein Bus in drei Stunden dorthin. Toll, wir nahmen den Bus und da der Lonely Planet nur ein Guesthouse in Anlong Veng beschrieb, dachten wir das eine neben dem Busbahnhof sei auch das einzige. Pustekuchen: nachdem wir schon im Voraus bezahlt hatten und uns zur Erkundung des Ortes auf den Weg machten, fanden wir noch ein viel schickeres mit besserem Bad vor. Pech gehabt.
Unser Ziel blieb Prasat Preah Vihear und nach zaehen Verhandlungen mit den Hotelangestellten (die wollten 25 Dollar pro Person mit dem Motorbike) entschieden wir uns als Anhalter hinzufahren. Und tatsaechlich, nachdem wir geschaetzte zwei Minuten am Strassenrand standen, kam auch schon der erste Motorbike-Fahrer, der uns fuer jeweils neun Dollar in den dem Tempel naechsten Ort mitgenommen haette. Haette, weil uns ein alter Lada fuer jeweils 15 Dollar bis zum Fuss des Berges fuhr. Der Lada brauchte zwar fuenf Stunden (mehrere Ruhe- und Reperaturpausen), aber wir kamen an. Zum Tempel hoch nochmal mit einem Motorbike (Respekt fuer die beiden Fahrer), nur um dann zu erfahren, dass die an dem Grenzposten dort keine Stempel haben (fuer was haben die dann den Grenzposten?). Wir standen wieder am Fuss des Berges und hatten Glueck, dass wir die einzigen Westler waren in dem kleinen Ort. So riessen sich die Taxi-, Pickup-, und Motorbike-Fahrer um uns. Wahrend uns ein Pickup am naechsten Tag fuer zusammen 40 Dollar nach Anlong Veng zurueck genmmen haette, ging das Taxi von geschlagenen 70 auf 45 Dollar runter, um uns mitnehmen zu koennen. Die absolute Schmerzgrenze fuer ihn und fuer uns. Aber wir schafften es in zweienhalb Stunden und noch am selben Tag nach Anlong Veng. Dort nahmen wir dann das bessere Guesthouse und am naechsten Tag waren wir innerhalb von zwanzig Minuten in Thailand. Auf den Motorbikes und fuer zusammen 10 Dollar...

In Thailand ging es dann schnell. Zwei bis drei Tage hatten wir eingeplant, um nach Vientiane in Laos zu kommen - Wir schafften es in einem. Dabei war es nicht einmal unsere Schuld. Wir sprangen an der Grenze in einen Pickup, der uns nach Kukhan brachte, wo keiner englisch sprach, aber ein netter Polizeibeamter uns fuer zusammen fuenf Dollar in die naechste groessere Stadt (Si Sa Ket) mitnahm. Dort stiegen wir sofort in einen Bus nach Ubon, wo wir in einen Bus nach Banphai stiegen. Nach zwei Stunden Aufenthalt dort glaubten wir einem Menschen, dass der naechste Bus nach Nong Khai fuhr und stiegen dann in Udon (eine Stadt vor Nong Khai) aus - Nachts um halb zwei. Mit einem Tuk-tuk (kleines Motorbike-Pickup-Taxi) an einen kleinen Haltepunkt, dort eine Stunde Wartezeit und weiter nach Nong Khai, wo wir um drei Uhr morgens ankamen. In das naechstbeste Hotel und geschlafen bis Mittags, bis war dann mit einem Tuk-Tuk an die Grenze gefahren sind, Visum geholt und nach Vientiane in Laos gegangen sind. Nach zwei Uebernachtungen und einer kleinen Staedtetour zu Fuss ging es heute dann nach Vang Vieng - ein verschlafenes Nest in Laos mit grandioser Landschaft.

Unser weiterer Plan:
Vang Vieng -> Luang Prabang -> Hanoi -> Sapa -> Ha Long Bucht -> mal sehen -> 27. Februar nach Singapur von Ho Chi Minh City

Ja, demnaechst mehr...

(Musik: Jet - Come Around Again)

Blubb!
Chris