Sonntag, Juni 15, 2008

Zwischenstand

Das wird seit langer Zeit wohl wieder ein laengerer Post. Deshalb hier zuerst ein kleines Inhaltsverzeichnis mit Zwischentiteln.
- Vietnamesen
- Ich in Vietnam
- Biet noi tieng anh?
- Euro

Vietnamesen
Vietnamesen an sich sind immer relaxed. Egal, was passiert. Klappt zum Beispiel etwas beim Programmieren nicht, dann sieht man das hoechsten an dem fragenden Gesichtsausdruck. Geht es im strassenverkehr zwischen Motorbike und Motorbike mal ein wenig enger zu, dann schaut man sich eben fragend oder manchmal sogar laechelnd an. In ganz seltenen Faellen wird mal was gesagt. Ansonsten laechelnd gehupt. Nun ja, was ich bisher mitbekommen habe. Aus diesem Grund ist das vietnamesische Essverhalten eigentlich kurios. Ist man beim arbeiten still oder geht man meist dem direkten Konflikt aus dem weg, so scheinen die Vietnamesen ihre unterdrueckten Gefuehle bein Essen ausleben zu muessen. Das auessert sich dann in lautem Schmatzen, in hektischen Bewegungen mit Gabel und Loeffel (Messer kennen die eigentlich gar nicht) und in lauten Unterhaltungen mit dem Nachbarn. Das Hantieren mit der Gabel und dem Loeffel sieht zwar gekonnt aus, ist aber auch oft sehr uneffektiv. Da nehmen sie mit ihrem Loeffel Suppe aus dem Gefaess auf ihren Reis und ertraenken die drei Reiskoerner mit einem kompletten Loeffel Suppe. Diese drei Reiskoerner werden dann noch so lange in der Suppe bewegt, bis sie so gross, wie der Loeffel selbst sind. Also aufgedunsen. Dabei schmatzen sie noch vom letzten Loeffel und unterhalten sich noch nebenbei mit dem Nachbarn. Dadurch entsteht so eine hektische Ess-Stimmung, dass sich der westliche Teilnehmer am Tisch fragt, wozu Vietnam eigentlich frueher eine Kolonie Frankreichs war. Ein wenig Laissez-faire auch beim Essen waere ein wenig angebrachter.
Ich mag die Vietnamesen trotzdem...

Ich in Vietnam
Gestern war ich mit dem Bus unterwegs in die Stadt, sah mir wie immer die ganzen Haeuser an und dachte zu mir selbst, dass ich ueberhaupt nicht mehr weiss, warum ich so gerne in Vietnam bin. Es ist immer wieder von Neuem faszinierend, diese komplett andere Kultur aktiv wahrzunehmen. Sich Gedanken zu machen, warum sie immer noch diese "Garagen" als Haueser an die Strasse bauen und warum sie immer so gerne gaffen. Nicht nur bei Unfaellen, sondern bei eigentlich allem. Laufen zwei Jungs redend an den Verkaeufern vorbei, schauen alle Verkaeufer eines Ladens hoechst interessiert diesen beiden Personen nach - ob Mann, Frau, Junge, Maedchen, Opa, Oma oder sonst wer. Bei mir ist das als Westler und blondem Ausserirdischen auch noch der Fall. Wie zum Beispiel die beiden Bedienungen in dem Coffeeshop, die kein Wort englisch sprechen, aber mich die ganze Zeit so komisch angucken. Aber sie schauen auch anderen Personen nach - also Vietnamesen.
Arbeit ist immer noch gut, es gibt da halt nichts zu berichten, deshalb bin ich so ruhig. Mein groesstes Ereignis war der Vietnamese aus Hanoi, der mich letztens zu seiner Flasche Jameson eingeladen hat. Die wir dann zu zweit geleert haben. Ich fuehlte mich noch gut - in der Kneipe, aber als ich an die frische Luft kam, traf mich der beruehmte Mann mit dem Hammer. Ja, man hat den Whiskey doch gespuert.
Ansonsten ist es hier zu Hause immer ein wenig - nicht langweilig, hab ja Internet - aber man merkt eben, dass ich (noch) alleine hier wohne. Waere schoen, abends mal auf der Dachterasse ein Bierchen mit nemMitbewohner zu trinken. Es kommt ja bald ein Hollaender - ich hoffe, der mag Bier und auch Deutsche. Da ich schon nette Hollaender getroffen habe (ja, die gibt es), sehe ich dem ganz offen entgegen.

Biet noi tieng anh?
Das heisst soviel wie: Sprechen Sie Englisch? Oder vielmehr, weil die Anrede fehlte: Sprechen Englisch? Hier draussen koennen das erstaunlich wenige. Ich meine, dafuer, dass alle in der Schule Englisch lernen, ist das fuer mich schon ueberraschend. Gerade die beiden Bedienungen, die 19 und 21 sind und mit der Schule gerade fertig sein sollten, sprechen aber kein Wort Englisch. Da war es umso erstaunlicher, einen zehnjaehrigen zu treffen, der sich im Bus richtig gut mit mkir unterhalten konnte. Antuerlich teilweise sehr bruchstueckhaft, aber doch einen erstaunlichen Wortschatz. In der Innenstadt ist das Englisch dann viel besser. Vielleicht zieht es mich deshalb jedes Wochenende dorthin. Einfach hin und wieder Englisch reden.

Euro
Es waere zuviel gesagt, sie wuerde mich kalt lassen, aber das Interesse beschraenkt sich dann doch auf das Nachlesen in diversen Internetportalen. Was wahrscheinlich auch verstaendlich ist, wenn die Spiele fruehestens um 23 Uhr beginnen und erst um halb vier zu Ende sind. Und wenn man dann am naechsten Tag aufstehen muss, ist das nicht unbedingt eine tolle Zeit.
Auf 11freunde.de gibt es aber eh die ganzen EM-Ticker zum Nachlesen. Echt zum Schiessen. Vor allem der Ticker aus dem Spiel Griechenland - Schweden:
1. Minute: Anstoss. Schon riecht es hier nach Beton.

Traiano Dellas spielt Libero. Wir fragen: Wann bringt Rehagel Mirko Votava?

Schade, dass es bei der EM keine Absteiger gibt.

Oder aus dem Eroeffnungsspiel Schweiz - Tschechien:
Jarolim faellt. Schiedsrichter pfeift nicht. Es wird eine tolle EM.

Jarolim faellt wieder. Schiedsrichter pfeift wieder nicht. Es wird eine spitzen EM.

Auch die beiden ernuechternden ersten Spiele der Deutschen (OK, ich hatte auch die Vorbereitungsspiele nicht gesehen), sind mir nicht unbedingt egal. Aber wenn man 10.000 Kilometer entfernt von der Euphorie lebt, laesst einem eine Niederlage doch mehr kalt, als wenn man immer sofort Bild-Ueberschriften lesen muss.
Europameister wird den Ergebnissen nach eh die Niederlande.


Naja, so far mal. alles Gute nach Deutschland. Zurueck in die angeschlossenen Funkhaeuser.

(Musik: Led Zeppelin - Stairway To Heaven)

Blubb!
Chris