Freitag, August 10, 2007

Der Filmkanon (#10 bis #1)

#10 - Funny Games
Österreich 1997 - Michael Haneke
So lustig sind die Spiele der beiden zuerst freundlich aussehenden und charmanten jungen Nachbarn gar nicht. Denn irgendwann schließen sie eine obskure Wette ab: Sie wetten, dass ihre Geiseln am nächsten Tag nicht mehr leben.
Gewalt ohne Grund gegen Menschen, die man nicht kennt? Man könnte es als eine Art Mediensatire sehen, in der, noch ein wenig schockierender als in Natural Born Killers, unsere Abhängigkeit von immer brutalerer Gewalt in Filmen kritisiert werden soll.

#9 - Bom yeoreum gaeul gyeoul geurigo bom
(Frühling, Sommer, Herbst, Winter… und Frühling)
Südkorea/Deutschland 2002 - Kim Ki-duk
Mit wunderschönen Aufnahmen spielt sich dieser Film leise, sanft, ja fast schon heimlich in unser Herz. Kim Ki-duk erzählt in Kubrick'scher Manier die Geschichte eines Mönches und eines Meisters, die abgeschieden auf einem Floss auf einem Bergsee leben. Erst das Auftauchen eines Mädchens wirft die Gefühle des Jungen durcheinander.

#8 - The Thin Red Line
(Der Schmale Grat)
USA 1998 - Terence Malick
25 Jahre nach Badlands taucht der medienscheue Malick wieder auf der Welt auf und dann nur, um sozusagen halb Hollywood in einer philosophischen Geschichte um Krieg, Heldentum, Kriegswahnsinn und Patriotismus vor die Hunde gehen zu lassen. Ein Film, der zum Nachdenken anregt.

#7 - Bronenosetz Potyomkin
(Panzerkreuzer Potemkin)
Sowjetunion 1925 - Sergei M. Eisenstein
Mit neuartigen Montagen und Aufnahmen leitete dieser Film unter anderen die Sehgewohnheiten schon in die Richtung, wie sie heute normal erscheinen. So zum Beispiel die Schluss-Szene am Hafen von Odessa - eine Parallelmontage, wie sie zu dieser Zeit nicht schlüssiger hätte sein können.

#6 - Solyaris
(Solaris)
Sowjetunion 1972 - Andrei Tarkovsky
Man könnte den Film als die russische Antwort auf 2001 bezeichnen, würde ihm aber überhaupt nicht gerecht. Nicht nur, da der Film sich auf ein Buch von Stanislaw Lem bezog, sondern, weil er auch einen eigenen Weg einschlägt. Eines haben aber beide Filme gemeinsam: Sie lassen alle Antworten offen - oder erwecken den Eindruck...

#5 - C'era una volta il west
(Spiel Mir Das Lied Vom Tod)
Italien/USA 1968 - Sergio Leone
Ein Film, den man nicht vergisst: unerträglich lange Einstellungen, markerschütternde Musik, Männer, die noch Männer sind in einer Welt, in der es keine Gerechtigkeit gibt.
Eigentlich ist es zweitrangig, was es in dem Film geht: Es ist diese wunderschöne Verbindung zwischen Film und Musik, die diesen Film so unvergesslich macht. Vor allem, wenn Harmonica auftritt und auf seiner Mundharmonika das Lied vom Tod quälend von sich gibt.

#4 - Le Mepris
(Die Verachtung)
Frankreich 1963 - Jean-Luc Godard
DER Film über die Arbeit beim Film, da er sich manchmal ernst nimmt und manchmal wieder weniger - manchmal das Geschäft Film ernst nimmt und manchmal weniger. Alleine die Tatsache, dass Godard angeblich die spärliche bekleidete Bardot nur aus dem Grund zeigte, weil es ein Geldgeber angedeutet haben soll, verdeutlicht das nur.

#3 - Barry Lyndon
Großbritannien 1975 - Stanley Kubrick
Kubrick zum Siebten: Ein Film, der bildkompositorisch perfekt erscheint. Es scheint so, als würde in jeder einzelnen Einstellung jedes Baumblatt und jeder Grashalm stundenlang so angeordnet worden sein, bis es durch die Kamera perfekt erschien.
Dass bei solchen Farben und solchen Bildern die Aufnahmen im Haus teilweise nur bei Kerzenlicht gefilmt worden sein sollten.

#2 - M - Eine Stadt Sucht Einen Mörder
Deutschland 1931 - Fritz Lang
Deutschlands erster Tonfilm und sogleich nutzt Fritz Lang dieses neue Medium perfekt aus, indem er die Melodie der Peer Gynt-Suite immer dann einsetzte, wenn der Kindermörder auftrat. Weiterhin war der Film aufgrund der Tatsache ähnlichen Filmen dieser Zeit weit voraus, da er den Mörder nicht unbedingt als den wirklichen Bösewichts ansah, sondern die Krankheit des Menschen beachtete.

#1 - Citizen Kane
USA 1941 - Orson Welles
Durch diesen Film war nichts mehr wie zuvor. Nicht weil, er besondere technische Dinge neu erfand, wie die Farbe oder den Ton oder vielleicht Geruch, nein, vielmehr in ästhetischer und künstlerischer Hinsicht läutete Welles mit neuartigen Kamerafahrten und Montagen, mit eindrucksvollen Bildern und Einstellungen eine neue Ära ein. Und noch heute sind die Filme von diesem Meisterwerk so stark beeinflusst.

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