Samstag, September 23, 2006

Kurz nach dem Strand

Kräftig rotbraun durchgebraten melden sich zwei "Auslandssemesterer" aus Vietnam zurück.


Es war traumhaft. Frühstück unter Palmen mit Blick auf den stillen Ozean - Herz, was begehrst du mehr. Nun ja einen thanh long xay (Drachenfruchtsaft) noch und ein Ham- & Cheese-Sandwich, das sich als Baguette mit Frikadelle und Marmelade herausstellt. Statt Ham & Cheese also Burger & Jam... Nun ja, morgens um zehn zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber gut... Kostet ja auch nur 50 Cent - also runter damit.
Dann ab an den Strand - oder in den Resort-eigenen Pool? Hmm... gar nicht leicht, diese Entscheidung zu fällen, wenn am Abend zuvor ein paar Bier (vielleicht eins zuviel) für jeweils 40 Cent getrunken wurde. Da kann man es doch aushalten, oder?

Und eines Tages investiert man mal kurz zehn Euro für vier Stunden bei

den Yellow Sanddunes,


den White Sanddunes,


dem Red Canyon,


dem Fishing Village und


dem Fairy Stream.
Jeder Cent hat sich gelohnt - schon allein, weil das "populistische Geschwätz" des Fahrers einfach klasse war. Kann ich aber leider so nicht hier zitieren - lesen ja auch Minderjährige hier...

Ein Woche ist tatsächliche eine lange Zeit, in der einiges passieren kann. Aber die meiste Zeit lagen wir dann doch am Strand, ließen uns braten und gingen abends gut essen. Eines Tages ins Lam Tong, in der Lieu, eine wirklich freche Bedienung, arbeitete. Nachdem ich bei ihr nämlich meinen Fisch (am Ozean natürlich auch frisch) bestellt hatte, kam sie kurz darauf zurück und teilte mir mit, mein Essen würde eine halbe Stunde länger dauern (für vietnamesische Verhältnisse ist schon eine Viertelstunde auf das Essen warten eine Ewigkeit), nur um mir zwei Minuten später zu sagen, es sei nur ein Spaß gewesen und das Essen würde just in diesem Moment kommen. Und sowas von den höflichen Vietnamesen...
Im Chez Dieu durften wir bei einem kuriosen Kartenspiel mitspielen, dessen Regeln wir auch nach dem dritten Abend nicht verstanden haben. Aber die Bedienungen waren so nett und mästeten uns - auch nachdem wir nichts mehr bestellt hatten mit allerlei:
frischer Ananas, Drachenfrucht und Bananen.
Einmal kauften sie bei einem Straßenhändler für sich einen komischen Hefeteig mit undefinierbaren Etwas gefüllt und teilten den dann für uns auf - ohne, dass wir den wollten und ohne, dass sie eine Bezahlung verlangten.
Andere Kellner verkünstelten sich beim Hinlegen der Ess-Stäbchen und murmelten...nein...wiederholten bis zum Exzess "Thank you... Thank you very much... Thank you... Thank you...", so dass wir alleine deswegen schon nicht mehr dieses Restaurant besuchen konnten. Obwohl das Essen sogar sehr gut war.
In anderen Lokalen wurde man einfach nur "Hello, handsome guys, where are you from?" begrüßt und in den westlichsten Schuppen konnte man froh sein, wenn man überhaupt angeblickt wurde.

Das Essen aber war alles andere als abominabel (also abscheulich - danke "Wer wird Millionär"), sondern mundete eigentlich immer. Ob ein vietnamesische Hotpot mit Shrimps und Tintenfisch oder Froschschenkel für zwei Euro. Ob gegrillter Fisch mit Reis und Gemüse zusammengerollt oder gegrilltes Rindfleisch mit Zwiebeln und Pilzen. Einfach lecker alles da in Mui Ne. So mussten wir sowohl der Kartenspielenden Gang im Chez Dieu und auch der frechen Lieu im Lam Tong beides Mal versprechen wieder zu kommen... Werden wir, sicher!
Denn schließlich hätte das Wetter sonniger sein können - obwohl man sich natürlich über die Hitze beschwerte, wenn die Sonne dann mal tatsächlich runterbrannte. Aber alles in allem ist es schade, dass es beinahe jeden Tag für mindestens ein paar Minute regnete. Obwohl es den Geist und den Körper wirklich verwirren kann, wenn das Wasser im Ozean (in dem man gerade schwimmt) wärmer ist, als das Wasser, das aus den Wolken bricht.
Und so bleibt es eben ein erhabenes Gefühl, sich auf der Liege von den Sonnenstrahlen trocknen zu lassen, in die Ferne des Meeres zu schauen und aus dem mp3-Player The Kooks mit Seaside oder Ryan Adams mit dem Blue Sky Blues zu hören. Und nebenbei liest man in sechs Tagen noch eben beinahe das komplette Eco-Epos "Im Namen der Rose" durch. Wenn man sich an die mittelalterliche Sprache mal gewöhnt hat, ein tolles Buch.

Jetzt sind wir wieder in der Wohnung in Phu My Hiung in Ho Chi Minh City und versuchen gerade irgendwie die letzte Woche ein wenig zu verarbeiten, die Bilder sortieren und der Müdigkeit zu trotzen, um diesen Post fertig zu stellen.
Vielleicht hätte ein Post auch einfach nur so aussehen können: Es war toll!

(Musik: Ryan Adams - Blue Sky Blues)

Blubb!
Chris

P.S.: Achja, der Schnils hat sich beim Wellenreiten versucht:


Einmal hat es nicht geklappt.


Das andere Mal aber doch schon so viel mehr.