Sonntag, September 03, 2006

Ausgebrannt?

Ausgebrannt ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber die letzte Woche war, als würde ich in Trance leben. Dabei war es nur die Nachtschicht. Aber da vergeht die Zeit, die man eigentlich frei hat, wie von alleine, ohne, dass auch nur etwas getan wurde. Schlafen, aufstehen, essen, arbeiten, essen, schlafen. Man kommt zu nichts - wie zum Beispiel einem Post. Deshalb auch die lange Wartezeit.

Das Wichtigste zuerst:
ROCK AM SEE - Auch wieder so ein Tag, der vorbeigeht, als sei es ein Traum und erst, wenn man zu Hause ankommt, merkt man, dass man tatsächlich dort vor der Bühne stand und die Menschen, die dort Gitarre, Schlagzeug, Bass, Keybord gespielt oder gesungen haben wirklich Maximo Park, Mando Diao und Placebo waren. Nicht irgendeine Coverband, die das nur sehr gut kann. Nein, Gustaf und Brian kamen wirklich.
Und es war schade, wie wenig eigentlich los war, was wahrscheinlich daran lag, dass ein richtiges Zugpferd (wie die Hosen letztes Jahr) gefehlt hat. Placebo ist zwar ein richtiger Headliner für Rock am See - aber sie sind eben nicht die Hosen.
Als aniStern, Schnils und noch ein Kumpel von ihm (Fabi) im Stadion ankamen, spielten schon Rise Against, die keine schlechte Musik machten, aber noch nicht ganz unseren Geschmack trafen. Auch Boy Sets Fire spielten das eine oder andere gute Lied, im Großen und Ganzen fehlte aber irgendwas. Ja, Emo-Core nennt sich das, aber, wenn ich sehe, wie steil Thrice und Thursday (für Genre-Fetischisten: Ich weiß, es ist eher Post-Hardcore) da abgehen, war das doch lahm...
Und dann kam Pennywise - Punk-Urgesteine. Und ich erwartete viel Geschwätz, laute und schnelle Musik und tolle Stimmmung (wie NoFX). Und ich bekam eigentlich alles. Nun ja, das Geschwätz war nicht ganz so ausufernd, wie bei NoFX letztes Jahr, aber "Fuck you. You are all so fucking fucked up" sprach dann eher für einen begrenzten Wortschatz. Vielleicht wollten sie ja mehr sagen, schafften es aufgrund ihres begrenzten Wortschatzes nicht. Nun ja, sind halt Punker.
An dieser Stelle eine große Rüge an das Konstanzer Publikum. Ich weiß nicht, was Maximo Park mehr hätten machen müssen auf der Bühne, damit sich die Meute mal wenigstens ein wenig zur Musik bewegt. Als aniStern und ich dann ganz vorne standen, gings dann auch gut ab. Der Sänger sprang, tanzte, der Keyboarder machte... irgendwas und der Schlagzeuger haute sich die Sticks selbst um die Ohren. Eine Riesenshow und Gott sei Dank sind wir nach vorne gegangen. Da hinten waren echt nur lahmarschige Beckenbeweger. Nun ja, Maximo Park hätten vielleicht mit apply some pressure anfangen müssen und nicht damit aufhören sollen - schließlich wurde dazu ganz edel gepogt und crowd gesurft - und sie hätten nicht nur ihre Lieder runterspielen sollen, wie man sie schon vom Album kennt. Aber ansonsten einfach klasse!
Mando Diao hat das da schon besser gemacht. Lange Intros, lange Extros - und der absolute Höhepunkt des Abends: Sheepdog, God Knows und Down In The Past direkt hintereinander. Mann, war das geil. Leider hatte ich aniStern, Schnils und Fabi (der Kumpel) verloren, die von weiter hinten zugucken mussten, da sie in den vordersten Bereich nicht mehr reinkamen. Aber ich traf schnell Lori (eine italienische Frankfurterin), Miriam (aus Allensbach) und ihren Freund Carsten aus St. Georgen, die sich meiner erbarmten. Schönen Gruß. Hoffentlich seid ihr gut heim gekommen.
Nun ja, die Show der völlig überzogen arroganten Schweden ("Please welcome the best band since The Beatles") da oben war auch klasse. Sie konzentrierten sich auf das, für das sie gekommen waren - Musik spielen und sie performten in wirklich einzigartiger Weise ihrer Stücke.
Und wer dachte, das war es jetzt, der vergass, das Placebo noch kam. Selbst ich, der bisher als Placebo-Verweigerer galt, kein einziges Album in seinem CD-Schrank hat und auch sonst nur die bekannten Songs aus den Charts kennt, muss sagen, dass Placebo tatsächlich der Höhepunkt des Abends war. Brian Molko sang live so perfekt man es von Alben gewohnt ist und auch die anderen Bandmitgliedern beherrschten ihre Instrumente in Perfektion. Zu den Songs kann ich nichts sagen (kenne sie ja nicht), aber es hörte sich alles genial an. Absolute spitze. Wieder hin will.
Nach nur dreieinhalb Stunden Schlaf war ich zum Schluss hin sehr müde, die Beine waren schlaff, die Augenlider schwer, der Körper sackte schon von selbst beinahe in sich zusammen und so verließ ich noch vor der Zugabe den vorderen Bereich. Keine gute Idee, denn so verlor ich aniStern, Schnils und Fabi und es ging hinterher eine Weile, bis ich sie wieder gefunden hatte. Aber ansonsten war ich dann voller Glückshormone, als wir in Schnils Twingo stiegen und uns auf die Heimfahrt machten, während der CD-Spieler gerade anfing Cut The Rope von Mando Diao zu spielen.
Danke allen für diesen tollen Tag, der Brauerei Fürstenberg für das Bier und der Stadtwerke Konstanz für den schnellen Bustransfer zum Flughafen.
Organisation: 1
Musik: 1

Dann habe ich letztens zum ersten Mal Der ewige Gärtner gesehen. Bin noch ein wenig zwiegespalten. Der Inhalt verschlägt einem natürlich die Sprache, aber die Erzählweise, das Schauspiel (für was hat Rachel Weisz den Oscar bekommen?) und vielleicht auch, dass das Thema nur oberflächlich angekratzt wird, stört ein wenig. Und für das, wieviel Wert auf die Figuren gelegt wurde, bleiben sie doch erstaunlich blass (Beispiel das Gärtnern).
Nun ja, der Film ist auf DVD bei Arthaus erschienen und von Fernando Meirelles (an dem dokumentarischen Stil in Hochglanzoptik gibt es wenig auszusetzen) - und für diese Voraussetzungen bin ich schon ein wenig enttäuscht.

Mehr gibt es hoffentlich bald - es fehlt ja noch die Best-Of-Liste für August...

(Musik: Placebo - I Know)

Blubb!
Chris