Mittwoch, August 23, 2006

Xin chao, anh la Chris

Vorfreude, einfach nur endlich den 8. September zu haben und los zu fliegen in ein komplett anderes Land, eine komplette andere Kultur kennen lernen, neue Menschen treffen. Ich kann es eigentlich kaum noch erwarten, dass diese fehlenden zweieinhalb Wochen bis zum Flugzeugstart vorbei sind.
VIETNAM - ich komme. Und ich muss zugeben, bevor ich so spontan dem Schnils in der HS-Cafeteria zugesagt hatte, ihn zu begleiten, wusste ich eigentlich nichts bis gar nichts über dieses Land. Naja, gut, dass es in den 60ern einen grausamen Krieg mit Napalm und Agent Orange dort gab, daran konnte ich mich noch erinnernt Aber warum Ho Chi Minh City Ho Chi Minh City heißt, was genau der Ho Chi Minh Pfad ist und wer überhaupt Ho Chi Minh war, wusste ich nicht. Dass eigentlich die Hauptstadt Hanoi ist, musste ich mir erst wieder in Erinnerung rufen - genauso, dass die Franzosen dort mal Kolonialmacht waren. Achja, wie das heute dort so aussieht, konnte ich überhaupt nicht zu sagen. Klar, von der Ha Long-Bucht, hatte ich schon Bilder gesehen (ist wohl auch Schauplatz in irgendeinem James Bond), und ich wusste auch, dass es hübsche Vietnamesinnen geben kann. Aber, dass zum Beispiel ein Drittel der Bevölkerung unter 14 Jahren ist und gerade einmal fünf Prozent über 65, war mir total fremd (Da würde unser Rentensystem gut funktionieren). Außerdem wusste ich, dass die Vietnamesen für ihre kulinarische und exotische Küche bekannt waren, aber, dass man da wirklich alles vorgesetzt bekommen kann - also wirklich komplett alles - wusste ich nicht.

Ja, noch zweieinhalb Wochen, dann geht es los. Dann spreche ich ungefähr so: Xin chao, anh la Chris. Anh hai mu´oi ba tuoi (Hier die richtige Aussprache und die richtige Schreibweise vorstellen). Das kling jetzt komisch für euch? Für mich auch. Ich bin mal gespannt, ob man mich dort versteht und ich nicht rgendwelche verhängnisvollen Sachen (wie "Deine Mutter kann nicht kochen!") sage, dass ich plötzlich die komplette vietnamesische Mafia auf den Fersen habe. Vielleicht verkaufen sie mir aber noch die eine oder andere DVD, bevor sie mich töten - auch, wenn sie raubkopiert wurde (frei nach Dashboard-Confessional: "My hopes are so high, that your DVD might kill me")...

Ja, nachher darf ich noch mitm Schnils in die Spätschicht. Wenigstens zwei Tage sind wir zusammen in der Schicht. Da können wir hoffentlich noch das eine oder andere bereden über Vietnam. Wohung, Aufenthalt in Paris, erste Reiseziele, etc. pp...


Ein bisschen Angst habe ich um unsere Mannschaft, die dieses Jahr nicht nur ich im Stich lassen muss (was ja so nicht weiter schlimm ist, eher im Gegenteil), sondern auch von den beiden Spielführern zumindest für ein halbes Jahr verlassen wird. Drei Spieler zu ersetzen, von denen sogar zwei absolute Leistungsträger sind, ist für eine Mannschaft der Kreisliga A natürlich ein herber Aderlass. Ersatz ist zwar schon geplant, aber jetzt verlangt der Verein, von dem der neue Spieler kommt, eine Ablösesumme, damit er eine Spielberechtigung bekommt...
Ich meine: Hallo?! Der wechselt von der zweituntersten Liga in die drittunterste Liga und die verlangen eine Ablöse, ansonsten wird er ein halbes Jahr gesperrt. Derjenige, der die Regel erfunden hat, gehört erschossen, genagelt und gevierteilt. Wir spielen zum Spaß Fussball - und der neue Spieler ist ja nicht einmal verpflichtet, bei uns zu spielen. Das heißt, wir könnten die Ablösesumme zahlen, aber nach zwei Wochen hat der neue Spieler plötzlich kein Bock mehr und gibt das Fussball spielen auf... Hat ja keinen Vertrag unterschrieben, ist zu nichts verpflichtet. Schön, wenn der Fussball sich wieder viel ernster nimmt, als er es sein sollte und als wir Fans überhaupt verdient haben.

Ist zwar etwas anderes, aber heute las ich vom neuen Superstar der Liga Diego von Werder-jetzt-schon-Meister-Bremen. Es macht Spaß, dem Jungen beim Spielen zuzuschauen, er macht Hackentricks in der Bedrängnis, Fallrückzieher und ist nebenbei noch an fünf von sechs Bremern Toren diekt beteiligt. Aber anstatt den Jungen wenigstens ein wenig zu loben, drücken sie in Bremen mit dem Temperament eines finnischen Bärenjägers auf die Spaßbremse und zählen nur die zwei, drei negativen Sachen auf, die bei dem 21-jährigen (in Buchstaben: einundzwanzig-jährigen) Fussballer mit Sicherheit noch zur Entwicklung gehören. Ich meine, ich bin ja nicht gerade von dem Temperament beseelt, jede Euphorie aufzusaugen, wie ein Schwamm, aber sich schon nach zwei Spieltagen krampfhaft an dem belebendsten Element in der Bundesliga seit Jahren Kratzer ein zu reden, macht für mich soviel Sinn, wie Ruud van Nistelrooy kaufen zu wollen, wenn man Makaay, Podolski, Pizarro und Santa Cruz im Sturm hat.
Man kann aber denken, was man will, am Ende haben die Verantwortlichen Thomas Schaaf und Klaus Allofs bestimmt doch wieder Recht. Die könnten wahrscheinlich nen Stein anfassen, "Gold" ausrufen und hätten schon nach wenigen Zehntelsekunden einen Goldbarren in der Hand.


Unser Rockstar-Azubi versuchte mich ja schon vor längerer Zeit von den Vorzügen der Bands Beatsteaks und Smashing Pumpkins zu überzeugen, hatte dabei aber etwa dieselbe Erfolgsquote, wie George Bush in seinen Kriegen, denn mehr als ein "ganz nett" hatte ich nie wirklich dafür übrig.
Aber jetzt, da ich meinen mp3-Player in der Schicht zum Dauereinsatz zwinge, steigert sich meine Faszination für diese Musik immer mehr und mehr und mehr. Eigentlich mehr als ganz nette Musik, wobei deren Bedeutung meiner Meinung nach auf die Musikhistorie auch in meiner Welt relativ klein bleiben wird. Aber, um Spaß zu machen, muss Musik nicht immer Geschichte schreiben. Tonight, Tonight (Smashing Pumpkins) und Ain´t Complaining (Beatsteaks) haben es mir gerade am meisten angetan. Und zum Trotz des letzten Thursday-Albums, dessen harsche Kritik ich mittlerweile etwas relativieren möchte, es mich aber immer noch größtenteils kalt lässt, höre ich noch die tollen Songs von War All The Time. Nach Betrachtung der Live-Version von Steps Ascending bei youTube, habe ich mich vor allem in das Lied verliebt.
"I ran down the stairs and into the garden,
put both my hands into the soil.
in the spring, you will bloom,
like her heart, through the blouse,
in the back of the ambulance,
as it turned and turned in the streets
just one more turn won't you come back to me
as it turned on its red lights, you were turning into
red roses but I'm not giving up.
"

Achso, das Video. Weint mit, weil Geoff Rickley so leidet...

für die MetaBlogger


Hab mal wieder in Sin City reingeschaut. Trotz der Dünne der Dialoge (sind ja auch schließlich Comic-Dialoge), dem Nervfaktor der Off-Kommentare und der Brutalität der Gewaltszenen, ist dieser Film einfach ein stilistisches Meisterwerk - auch, wenn es auf einem kleinen interlaced-4:3-Bildschirm nicht wirklich so wirken kann, wie auf einer Kino-Leinwand. Aber alleine beim roten Kleid zu Beginn, das so früh sterben muss ("Care For A Smoke?") oder bei den blauen Augen der schönsten Verräterin in der Geschichte der Kinematographie (Becky, Alexis Bledel) spüre ich, wie mir die Spucke langsam den Mundwinkel herunterläuft und ich nichts dagegen tun kann. Dass Robert Rodriguez aber eh gerne auf das Motto style over substance schwört, wissen wir schon seit der Mariachi-Trilogie und From Dusk Till Dawn.

Achja, und dann gab es da noch Steven Seagal. Hab letztens mal wieder den Anfang eines Films von und mit (oder nur mit) ihm gesehen.
Ich weiß ja nicht, aber ich glaube, das ist nicht einmal mehr die Grenze zum guten Geschmack, sondern schon bei weitem darüber hinausgeschossen. Schon allein, dass er die Zuschauer für dumm verkauft und wirklich auch jede Situation akkustisch kommentieren muss (der Film würde auch als Hörbuch funktionieren), gibt ihn ja schon der Lächerlichkeit preis. Aber der Versuch, John Woos Heroic Bloodshed-Filme (The Killer, A Better Tomorrow, Hard Boiled) zu kopieren (vielleicht um einen ähnlichen Kultfaktor zu erzielen) ist durch sein Überangebot an Zeitlupenszenen schon der komplette Abschuss. Nun ja, vielleicht, wenn man sich nebenher besäuft und wirklich über jeden Scheiss lachen will UND kann UND darf UND muss, kann dieser Film funktionieren. Aber ernsthaft auf Steven Seagal Filme zu stehen, sollte offiziell als Krankheit betrachtet werden - hoffentlich heilbar...


(Musik: Beatsteaks - Ain´t Complaining)

Blubb!
Chris