Montag, Januar 14, 2008

Zwei Monate noch

Heute ist der 14. Januar. In genau zwei Monaten laufe ich wieder durch Saigon. Es ist einfach komisch zurzeit, das Gefühl zu beschreiben, das in mir herrscht. Und es ist auch ein komisches Gefühl, dass es jetzt schon wieder beinahe ein ganzes Jahr her ist, als ich Saigon das erste mal nach ein paar Monaten verlassen hatte. Ich weiß noch, wie schwer es mir damals gefallen ist, zu allen Personen auf Wiedersehen zu sagen und wie nicht wenige auch gefragt hatten, wann ich wieder kommen würde. Damals war die Antwort natürlich schwer gefallen. Nun, da es klar ist, wann ich wieder kommen würde, haben mich wahrscheinlich einige von den Personen wieder vergessen. Doch die meisten - das bewiesen mir die vielen Chat- und E-Mail-Kontakte - eher weniger. Trotzdem wird das wieder ein ganz anderes Gefühl sein, wenn ich dort ankomme. Schon damals kam ich in Saigon an und fühlte mich etwa so (Zitat von jemandem): "Man kommt an und fühlt sich erst einmal, als würde man die Welt kennen. Aber man kennt gar nichts." Und wahrscheinlich wird es wieder so sein. Vielleicht nicht ganz so extrem, aber dennoch wird es in die Richtung gehen. Ich war ja schon mal dort, ich kenne ja schon alles... Und dann werde ich gleich mal wieder beim ersten "Irgendwas machen" über den Tisch gezogen.

Als ich letztens von Furtwangen nach Hause gefahren bin, ist mir aber auch das erste Mal bewusst geworden, dass ich ja wieder meine Heimat verlassen werde. Und so sehr ich mich darauf freue, habe ich doch so viele Verwandte und Freunde, die ich dann doch vermissen werde. Mir ist zum Beispiel zum ersten Mal bewusst geworden, dass nach meiner Abschlussprüfung ich vielleicht viele meiner Kommilitonen gar nie mehr sehen werde, obwohl sie doch über die Studienzeit sehr gute und auch sehr wichtige Freunde waren. Und man weiß ja, wie das ist: Man nimmt sich nach der gemeinsamen Zeit vor, ganz sicher wieder was miteinander zu unternehmen. Und vielleicht mag das dann nach meiner Rückkeher einmal klappen, vielleicht auch ein zweites Mal. Aber spätestens nach dem dritten Mal verläuft es sich und so langsam aber sicher wird eine wichtige und gute Freundschaft eine Erinnerung - eine kleine Episode meines Lebens. Man denkt gerne zurück. Aber anstatt anzurufen, um sich nochmal zu unterhalten oder zu treffen, will man diese schöne Erinnerung
lieber nicht aufs Spiel setzen und erinnert sich lieber, anstatt sich zu treffen. Man könnte sich ja plötzlich streiten und die Freundschaft wäre vorbei. So bleibt die Freunschaft eben nur eine Episode des Lebens und die neue Episode hat längst schon begonnen.

Es ist schon komisch, wie schnell man gerne wieder motzt: Ich kann ja nicht gerade behaupten, dass mein Leben unglücklich verläuft. Im Gegenteil: Vor allem zuletzt beinahe alles perfekt. Aber eben nur beinahe alles. Und genau das ist es, was so kurios ist. Anstatt sich über die großen tollen Sachen zu freuen, ärgert man sich über die vielen kleinen Sachen so sehr, dass die großen, tollen Sachen zeitweise in Vergessenheit geraten. Vielleicht geht es nur mir so, aber der Mensch gibt sich wahrscheinlich nur dann zufrieden, wenn alles perfekt läuft. Andererseits kann man nur meckern.

(Musik: Led Zeppelin - That's The Way)

Blubb!
Chris