Donnerstag, Juli 19, 2007

Der Radsport kriselt?

Vielleicht, denn taeglich kommen ja neue Meldungen ueber Dopingfaelle in den Zeitungen. Zuletzt war es also Patrik Sinkewitz, der durch eine Probe im Juni ueberfuehrt wurde. Seine erste Reaktion, als er kurz vor dem Abtransport in die OP (aufgrund eines Sturzes bei der Tour) war: "Wer? Ich? Das kann nicht sein!"
Ob das sein kann, wagt noch kein Laie wirklich zu beurteilen, schliesslich sind wir ja nur Laien, aber eigentlich, so hat uns die Geschichte gezeigt, sind die vermeintlichen Suender dann doch reuig. Was das fuer den Radsport allgemein bedeutet? Erstmal rein gar nichts. Die einzige Konsequenz war, dass sich ARD und ZDF aus der Live-Berichterstattung zurueck gezogen haben, bis sich der Fall Sinkewitz aufgeklaert hat. Ansonsten faehrt die Tour natuerlich weiter.
An einen sauberen Radsport glaube ich ja schon eine Weile nicht mehr. Das macht den Sport aber nicht umso weniger spannender. Vor allem in diesem Jahr, in dem noch zehn Fahrer sich berechtigte Hoffnungen auf den Gesamtsieg machen koennen, macht dieser Sport - ob mit oder ohne Doping - Werbung fuer sich selbst. Solche spannenden Positionskaempfe unter so vielen Fahrern gab es seit Jahren nicht mehr. Zu sehr waren die Touren ueber Jahre hinweg von Einzelpersonen dominiert - ob frueher Indurain oder dann Armstrong. Ich werde nicht darauf eingehen, wie glaubwuerdig diese Siege sind. Fakt ist nur, solche Siege werden nicht nur durch Doping alleine gewonnen, sondern Doping soll nur unterstuetzen. In diesem Jahr ist alles anders. Mit Rasmussen, Moreau, Kloeden, Mayo, Leipheimer haben wir zwar wieder ein paar altbekannte Gesichter mit am Start - die werden aber durch eine junge Garde, allen voran ein ueberragender Contador, ziemlich unter Druck gesetzt. Aber auch Valverde, der einer der wenigen der Zunft ist, der beinahe gleich stark im Sprint und am Berg ist, macht von sich reden.

Nun ja, die Tour werde ich weiter verfolgen - ob mit oder ohne Doping, sie ist spannend. Und schauen wir uns doch in diesem vermeintlichen Krisenjahr die Begeisterung der Tour an. Selbst in einem Land, wie England, in dem dieses Jahr die Tour startete, das ja nicht gerade das traditionelle Radsportland ist, standen beim Prolog Millionen an der Strasse. Bei mir selbst merke ich, wie ich mich taeglich selbst auf die vermeintlich langweiligen Etappen freue und auch die Berichterstattung im TV war bis gestern meist den ganzen Tag ueber durchgehend. Von dem her haben die ganzen Dopingskandale etwas gutes, sie ruecken den Radsport ins Scheinwerferlicht und die Begeisterung an der Tour scheint eher zu- als abgenommen zu haben.
Ueber den Ausstieg der oeffentlich-rechtlichen kann man ja halten, was man will - vielleicht mag der Ausstieg aus der Live-Berichterstattung ja richtig gewesen sein, aber die Art und Weise wirft einen faden Beigeschmack auf das Ganze. Nicht still und leise, um wie angekuendigt, die Aufmerksamkeit von dieser Situation zu nehmen - Nein, in diesem Fall werden erst recht Spezialsendungen gesendet und in ihren Nachrichtensendungen erwaehnen sie es exorbitant oft, als wuerden sie sich selbst auf die Schulter zu klopfen. Im Anschluss wollen sie als der Saubermann des Sports da stehen. Nach dem Motto "Wir haben damit nichts am Hut" - schieben aber ein "Hoffentlich hat es auch jeder gesehen" hinterher. Wahrscheinlich berichtet sogar der Furtwanger Bregtal-Kurier ueber den Ausstieg, das aber die grossen europaeischen Sportzeitschriften, wie Gazzetto dello Sport, L'Equipe oder AS darueber berichten werden, versteht sich von selbst. Diese Aufmerksamkeit ist aber kaum dem Radsport dienlich. Statt dem Radsport zu helfen, scheint diesem Ausstieg doch ein ordentlicher Selbstzweck anzuhaften. Und denm hoffnungsvollen Jungtalenten, wie Gerdemann, Contador oder Loevkvist ist wohl am wenigsten geholfen.
Nun ja, ich schaue weiterhin die Tour. Wie gesagt, Radsport kann extrem spannend sein.


Ansonsten:
Manche Professoren, die frueher ziemlich schnell korrigiert hatten, sind dieses Semester extrem langsam. Ist ja auch egal, mit den bisherigen Ergebnissen bin ich hochzufrieden, waere ueberhaupt nicht abgeneigt, wenn es so weiter geht...
Ja, die freie Zeit tut auch gut, wollte zwar viele kleine Sachen jetzt erledigen, aber das mache ich ja eh nachher... oder morgen... oder so...

Achja, von Niko habe ich mit We Were Dead Before The Ship Even Sank ein geniales Album von Modest Mouse bekommen. Da drauf sind so Kracher wie Dashboard oder Spitting Venom, die selbst mich zum Tanzen animieren koennten. Das hoere ich gerade bis zum Abwinken.

(Musik: Modest Mouse - Dashboard)

Blubb!
Chris

2 Comments:

Anonymous Anonym said...

Hm, spannend ist es allemal, nur so langsam fühle ich mich aber halt echt schwer verarscht.

http://www.spiegel.de/sport/sonst/0,1518,496298,00.html

7:24 PM  
Blogger Chris said...

Ja, verarscht fuehl ich mich auch... Obwohl einem das natuerlich spanisch vorkommen muss, dass ein Fahrer viele Minuten einmal verliert, dann das Einzelzeitfahren nach Belieben dominiert, dann wieder fast 30 Minuten verliert und dann wieder fuenf Minuten raus faehrt...

Das einzige, was man dem Radsport zugute halten muss, ist, dass es der einzige Sport ist, in dem das Doping so transaparent behandelt wird. Wenn man sieht, wieviel Druck auf dem Millionenspiel Sport herrscht und auch beim Fussball pro Woche bis zu drei Spielen plus taeglichem Training anstehen, kann dort wahrscheinlich auch nicht wirklich von einem sauberen Sport gesprochen werden.
Vielleicht sollte man wieder die Heuchler von ARD/ZDF ins Spiel bringen, die ja teilweise auch diesen Erfolgsdruck auf die Sportler legen...

11:12 PM  

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