Freitag, März 23, 2007

Filmjahr 2006

Ok, da ich nun im Land wieder einigermassen angekommen bin, noch ein paar Worte zu meinem Filmjahr 2006.

Am meisten haben mich die politisch angehauchten Filme angesprochen. Mit "Good Night And Good Luck " hat George Clooney bewiesen, dass er mehr Regie- als Schauspieltalent hat. Schon sein Erstling "Confessions Of A Dangerous Mind" hatte mich ueberzeugt. Aber hier bricht noch mehr mit den Sehgewohnheiten und schafft es aus den Schauspielern alles herauszuholen, dass ein wirklich beeindruckender Film herauskam.

Ein anderer politischer Film war Syriana. Zwar nicht ganz so erwaermend wie "Good Night And Good Luck", aber mit teilweise sehr ergreifenden Szenen, die noch lange nachwirken. Zum Beispiel, wenn Matt Damon das erste Mal nach demTod seines Sohnes wieder arbeiten muss. Dazu kommt die dokumentarische Kamerafuehrung, die uns doch ganz bewusst vor Augen fuehrt: Leute, diese Ausbeutung ist keine Fiktion - das ist Realitaet!

Der dritte ist "Jarhead". Vielleicht ist er auch nicht wirklich politisch motiviert, denn zugegebenermassen tue ich es mir mit der Deutung wirklich schwer. Vielleicht ist es aber auch nur einer der wirklich hundertprozentigen Anti-Kriegsfilme. Setzt er sich doch unausweichlich mit allen Dingen auseinander, denen ein Soldat im modernen Krieg ausgesetzt ist. Was wie ein Abenteuerspielplatz beginnt, kann durch Lagerkoller ganz schnell zu einem Albtraum werden. Dank der originellen Dialoge und der atemberaubenden Bilder ein weiteres Kleinod von Sam Mendes (American Beauty und Road To Perdition). Und wahrscheinlich auch nur dank der Dialoge wirklich ertraeglich...

Ein weiterer beeindruckender Film war "Babel", mit dem sich Regisseur Inarritu in der Riege der absoluten Top-Regisseure unserer Zeit etabliert hat. Nach "21 Gramm" ein weiteres Meisterwerk und auch in seinem dritten Majorfilm schafft er es, mehrere Handlungsstraenge zu vereinen und spielerisch mit der Zeitebene so umzugehen, dass es zwar neu und ungewoehnt wirkt, aber trotzdem nie kompliziert wird.

Ja, und der letzte wirklich aktive, erfolgreiche und vor allem noch anspruchsvolle Grossmeister der 70er Jahre und Mitbegruender des New Hollywood, Martin Scorsese ist zurueck. Und auch besser als zuvor. Mit "The Departed" schuf er seinen besten Film mindestens seit Goodfellas, wenn nicht gar seit "Wie ein wilder Stier".
Er holt Gigant Nicholson, die Jungstars diCaprio und Damon und schafft es aus Ihnen das Beste herauszuholen. Vor allem diCaprio und Nicholson sind ueberragend. Dazu kommt noch die kultigste Filmrolle seit Brad Pitts Mickey aus "Snatch": Mark Wahlberg als Polizeiar...och Dignam.
Ebenfalls grandioser Film.

Weitere Filme, die ich letztes Jahr gesehen habe:
- Munich: Spielberg kommt langsam wieder in Fahrt. Liegt aber auch an den tollen Schauspielern Erica Bana und Daniel Craig
- James Bond 007 - Casino Royale: Trotz neuem, haerterem Bond dennoch noch ein typischer Bond, der halt Spass macht und der Rest egal ist
- Hotel Ruanda: extrem bewegender Film ueber den Genozid in Ruanda. Grandiose Schauspielleistung von Don Cheadle
- Crash: immerwaehrendes Thema Rassismus wertfrei und und nur als Seitenblick im Stile von Magnolia umgesetzt. Interessanter Versuch, lebt ebenfalls von den Schauspielern und der tollen Atmosphaere, die durch die Musik ausgeloest wird
- Fruehling, Sommer, Herbst, Winter... und Fruehling: Wahrscheinlich das Highlight im letzten Jahr. Der Koreaner Kim-Duk Kim auf den Spuren von Kubrick, Jarmusch und Co. Eine gefuehlsvolle Romanze, die erst durch die Distanz und die atemberaubenden Naturaufnahmen zu einer erwaermenden Parabel auf die Seele des Menschen wird.
- Lost Boys: Spassiger Trash mit Kiefer Sutherland
- The Motorcycles Diaries: Che Guevaras Reise durch Suedamerika und wie ein wohlbehueteter Mensch die nicht so behueten zu verstehen versucht (und spaeter die Umstaende versucht zu aendern - sei es mit Gewalt). Interessanter Trip mit tollen Aufnahmen
- SAW: inkonsequent und unlogisch
- New World: Ein weiteres Highlight im letzten Jahr: Ein poetischer Tanz zur Gründung von "God´s Own Country" mit fantastischen Bilder, banaler Geschichte und poetischer Philosophie. Schönes Stück Film mit tollen Schauspielern...
- Der ewige Gaertner: war enttaeuscht, da er leider dadurch sehr oberflaechlich bleibt, weil er die Themen des Films nur anschneidet und sich nicht entscheiden kann, welchem Handlungsstrang er mehr Bedeutung zumessen soll. Von Fernando Meirelles habe ich mehr erwartet. Warum Rachel Weisz dafuer nen Oscar bekommen hat, weiss ich leider nicht
- Kiss Kiss Bang Bang: Grandios lustige Geschichte, mit einer tollen Mischung aus originellen Diagolen und Slapstickartigen Situationen. Robert Downey Jr. und Val Kilmer harmonieren, dass es eine Freude ist.
- In China essen sie Hunde: Dank der Lethargie der Geschichte und der Schauspieler eine runde Sache

Ja, ich glaube, das waren mal die wichtigsten...

(Musik: Antiskeptic - Tried My Wings)

Blubb!
Chris