Montag, Mai 08, 2006

München

Es war einmal in München, 1972, als schwerbewaffnete palästinensische Terroristen fast wehrlos in das olympische Dorf einmarschierten und dort die israelischen Sportler als Geiseln nahmen. Unter anderem durch Inkompetenz einer völlig überforderten deutschen Polizei kamen alle Geiseln und bis auf drei auch alle Terroristen bei einem Massaker auf dem Flugplatz von Fürstenfeldbruck ums Leben.
Nun soll sich laut Spielberg die Ministerpräsidentin persönlich um die Ermordung der Verantwortlichen eingesetzt haben. Und so kam Avner Kaufman (Eric Bana) ins Spiel, der den Auftrag erhielt, die Drahtzieher ausfindig zu machen und zu liquidieren. Mit vier Helfern machte er sich auf die Spur - nicht nur nach den Drahtziehern, sondern auch nach einer Form von Wahrheit. Denn ist es wirklich das Richtige, "Auge um Auge" zu verfahren, sich selbst und gar seine Familie in Gefahr zu bringen, für etwas, an was man zwar glaubt, das einen aber in die Sackgasse führen kann.
Informant Louis (Mathieu Almaric) sagt es im Film:
"Irgendwann hast du vielleicht eine solche Küche zu Hause. Die ist zwar teuer, aber das ist ein zuhause immer."
Und vielleicht versteht Avner in diesem Moment, worum es denn Palästinensern geht. Nicht um irgendeine Gerechtigkeit, oder um Rache, oder um Mordlust. Ihnen geht es um dasselbe, um das die Israeli lange kämpften mussten und was sie nun verteidigen. Es mag zwar karges Land sein, aber auch karges Land ist eine Heimat.
So zeigt Spielberg mit München einen Film, der uns die Spirale der terroristischen Gewalt wie kein anderer Film aufzeigt und uns somit zum Nachdenken anregt, weil er endlich mal einen Film über einen Krieg zeigt, den wir zwar immer versuchten zu verstehen, aber nie verstehen konnten. Mossad-Agenten töten die PLO-Aktivisten, die Mossad-Agenten töten. Wird einer getötet, ersetzt ihn ein radikalerer Mann, wird der getötet, kommt der Nächste. Wie ein Teufelskreis.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute? Nein, nicht dieses Mal, denn es ist kein Märchen. Der Film zieht seine ganze Brutalität nicht aus den einzelnen Exekutionsszenen oder abgerissenen Körperteilen, sondern vielmehr aus dem Wissen des Zuschauers, dass dieser Film nur eine Spiegelung der Realität ist.
Der Schluss sollte also eher "Und wenn sie nicht gestorben, dann ist es bald soweit" heißen...

Chris